Der EZB-Leitzins einfach erklärt

Das wichtigste Mittel der Geldpolitik im Euroraum

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Das Wichtigste in Kürze
  • EZB: Die Europäische Zentralbank ist dafür zuständig, die Geldmenge im Euroraum zu regulieren und die Preisniveaustabilität in der Wirtschaft zu gewährleisten. Um dieses Ziel zu erreichen, können die Leitzinsen erhöht oder gesenkt werden.
  • Leitzins: Es gibt drei verschiedene Leitzinsen, die die EZB festlegen kann, um ihr Ziel der Preisstabilität zu gewährleisten: den Einlagensatz, den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz.
  • Aktuell: Der Hauptrefinanzierungssatz liegt derzeit bei 4,50 % (Stand: 01.2024).

Wie hoch ist der aktuelle Leitzins?

Nach mehreren Leitzinserhöhungen in Folge hat sich die EZB dazu entschlossen, den Leitzins zunächst nicht erneut anzuheben. Leitzinsentscheidungen werden alle sechs Wochen getroffen. Die aktuellen Leitzinssätze (Stand: 01.2024) liegen bei:

  • Hauptrefinanzierungssatz: 4,50 %
  • Einlagenzinssatz: 4,00 %
  • Spitzenrefinanzierungssatz: 4,75 %

Was ist der Leitzins?

Als Leitzins werden Zinssätze bezeichnet, die von den Noten- und Zentralbanken der jeweiligen Länder festgelegt werden. Zu diesen Zinssätzen können sich Kreditinstitute und Geschäftsbanken von der Zentralbank Geld leihen oder dort anlegen. Ziel der Zentralbanken ist es, durch den Leitzins Preisstabilität zu gewährleisten. Es gibt drei verschiedene Leitzinse: den Hauptrefinanzierungssatz, den Einlagenzinssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz. Wird vom „Leitzins“ gesprochen, ist in der Regel der Hauptrefinanzierungssatz gemeint.

In der Eurozone legt die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main die Höhe des Leitzinssatzes fest. Wird der Leitzins gesenkt, spricht man von einer expansiven Geldpolitik. Für Banken wird es günstiger, Geld zu leihen oder anzulegen. Dadurch soll das Wirtschaftswachstum gefördert werden. Werden die Zinsen dagegen angehoben, ist dies eine restriktive Geldpolitik, die den gegenteiligen Effekt hat.

Wie funktioniert der Leitzins?

Die Funktion des Leitzinses ist von dessen Art abhängig, also davon, ob es sich um den Hauptrefinanzierungssatz, den Einlagezinssatz oder den Spitzenrefinanzierungssatz handelt.

Was ist der Hauptrefinanzierungssatz?

Der Hauptrefinanzierungssatz wird häufig als der „eigentliche Leitzins“ der EZB bezeichnet. Als Instrument der Hauptrefinanzierung reguliert er, zu welchen Konditionen Banken sich Geld von der EZB leihen können. Voraussetzung ist, dass die Banken die entsprechenden Sicherheiten in Form von notenbankfähigen Wertpapieren hinterlegen.

Einmal pro Woche findet eine Auktion statt. Hier müssen die Banken mindestens den von der EZB festgelegten Leitzins bieten, um das verfügbare Kontingent an Zentralbankgeld zu erhalten. Beim Bieterverfahren erhält die höchstbietende Bank den Zuschlag.

Über den Hauptrefinanzierungssatz kann die EZB indirekt den Geld- und Kapitalmarkt beeinflussen. Senkt die EZB den Zinssatz, können sich Banken günstiger refinanzieren. Kostenvorteile werden in der Regel an Kundinnen und Kunden weitergegeben. Die Folge: Unternehmen und Privatpersonen nehmen Kredite zu besseren Konditionen auf. Erhöht die EZB den Leitzins, steigen die Zinsen für Kredite.

Was ist der Einlagezinssatz?

Der Einlagezinssatz reguliert Kapitalanlagen bei der EZB. Der Zinssatz hat zwei Funktionen:

  • Er gibt an, zu welchen Konditionen Geschäftsbanken kurzfristig Geld bei der EZB anlegen können. So vermeiden sie es beispielsweise, dass Liquiditätsüberschüsse nicht genutzt werden. Das Guthaben wird dann über Nacht (Overnight Money) bei der EZB belassen und bringt dabei einen Ertrag, der dem Zinssatz entspricht.
  • Der Einlagezinssatz hat als Leitzins der EZB eine geldpolitische Bedeutung. Denn Banken können überschüssiges Geld auch bei anderen Banken anlegen. Voraussetzung dafür ist, dass auf dem Interbankenmarkt attraktivere Zinssätze als bei der EZB zu finden sind. Daher stellt der Einlagezinssatz die Untergrenze für den Tagesgeldzinssatz dar. Erhöht die EZB den Leitzins, sind Banken dazu angehalten, ebenfalls ihre Zinsen für Übernachtanlagen zu erhöhen. Senkt die EZB den Einlagezinssatz, korrigieren die Banken ihre Zinssätze entsprechend nach unten.

Was ist der Spitzenrefinanzierungssatz?

Der Spitzenrefinanzierungssatz markiert die Obergrenze des Zinskorridors, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen können. Hauptsächlich dient die Spitzenfinanzierung dazu, kurzfristig Kredite für Geschäftsbanken zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um sogenannte Übernachtkredite, die bereits am nächsten Tag wieder fällig werden. Mit der Spitzenrefinanzierung sollen kurzfristige Liquiditätsengpässe der Banken verhindert werden, da sie sich jederzeit Kapital bei der EZB einholen können.

Der Spitzenrefinanzierungssatz wird allerdings auch von der EZB benutzt, um ihre Zinspolitik am Markt durchzusetzen. Damit sich Banken kurzfristig bei anderen Banken Geld leihen, müssen die Zinsen auf dem Interbankenmarkt niedriger sein als der von der EZB festgelegte Leitzins. Ansonsten würde sich das Kreditgeschäft zwischen den Banken nicht lohnen. Senkt also die EZB den Zinssatz, senken auch die Banken ihre Zinsen für Übernachtkredite – bei einem Anstieg können Geschäftsbanken im Umkehrschluss höhere Zinsen verlangen.

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Welche Auswirkungen hat der Leitzins auf die Wirtschaft?

Der Leitzins hat erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und beeinflusst verschiedene wirtschaftliche Parameter. Er hat beispielsweise Einfluss auf die Konditionen von Kreditvergaben und Investitionen, das Verbraucherverhalten, Wechselkurse oder die Inflation. Die genauen Auswirkungen sind davon abhängig, ob der Leitzins steigt oder sinkt.

Was bedeutet ein steigender Leitzins?

Eine Zinserhöhung kann im Rahmen der Wirtschaft zu einem stagnierenden Wachstum und damit einer sinkenden Inflation führen. Mögliche Folgen von Leitzinserhöhungen können beispielsweise sein:

Auswirkungen einer Leitzinserhöhung
Für Sparende Für Kreditnehmende
  • Die Zinsen auf Spareinlagen wie Tages- oder Festgeld steigen
  • Das Verwahrentgelt (Negativzinsen) auf Spareinlagen bei Banken könnte entfallen
  • Der Realzins könnte aufgrund einer hohen Inflation dennoch im negativen Bereich liegen
  • Die Aufnahme von Krediten wird für Unternehmen sowie Privatanlegerinnen und -anleger teurer. Dies betrifft zum Beispiel Kredite für betriebliche Investitionen oder Immobilienkredite.
  • Was bedeutet ein sinkender Leitzins?

    Mit einer Senkung des Leitzinses kann die Wirtschaft angekurbelt werden. Auch die Inflation kann in diesem Zuge steigen. Zu den Auswirkungen zählen zum Beispiel:

    Auswirkungen einer Leitzinssenkung
    Für Sparende Für Kreditnehmende
  • Die Zinsen auf Spareinlagen werden geringer. Banken können zudem Negativzinsen fordern
  • Insbesondere mit klassischen Spareinlagen wie Sparbüchern kann in der Regel kein Vermögen aufgebaut werden.
  • Kredite können zu besseren Konditionen (geringen Zinsen) angeboten werden, wodurch die Investitionsbereitschaft angetrieben werden soll
  • Was sind die Ziele der Leitzinspolitik?

    Die Ziele der Leitzinspolitik sind in erster Linie die Preisstabilität und die wirtschaftliche Stabilität. Die Preisstabilität wird durch eine niedrige und stabile Inflationsrate gewährleistet. Das Inflationsziel der EZB liegt bei 2,00 %. Eine Inflationsrate von 2,00 % wird als angemessen für ein stabiles Wirtschaftswachstum angesehen. Durch die Veränderung der Leitzinsen kann die Zentralbank die Zinsen für Kredite und Einlagen beeinflussen. Dies hat Auswirkungen auf die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, die Investitionen und den Arbeitsmarkt.

    Warum befand sich der Leitzins so lange im Rekordtief?

    Im Zuge der weltweiten Finanzkrise 2008 und der damit zusammenhängenden Schuldenkrise im Euroraum wurde auch die Europäische Zentralbank aktiv. Zu den vielen Maßnahmen gehörte eine regelmäßige Leitzinssenkung seit 2016 auf 0,00 %. Ziel war es, dass Banken verstärkt Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben, um die Konjunktur anzukurbeln. Dadurch sollte die Wirtschaft gestärkt werden. Menschen wird weniger Anreiz geschaffen, ihr Geld anzulegen. Die Folge ist, dass mehr konsumiert und investiert wird. Niedrige Zinsen haben zudem eine Wirkung auf die eigene Währung im Vergleich zu ausländischen Währungen: Der Preis der eigenen Währung wird gesenkt.

    Im September 2014 senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins für Einlagen der Banken auf einen negativen Wert. Dieser Negativzins bedeutete, dass die Banken Strafzinsen zahlen mussten, wenn sie das Geld bei der EZB kurzfristig anlegen wollten.

    Warum wurde der Leitzins nicht erneut erhöht?

    Aufgrund der Coronakrise und dem Krieg in der Ukraine stieg die Inflationsrate im Euroraum stark an. Die EZB reagierte darauf in den letzten Jahren mit mehreren Zinserhöhungen. In mehreren Zinsschritten wurde der Hauptrefinanzierungssatz auf 4,50 % angehoben (Stand: 01.2024). Da die Inflationsrate aktuell wieder sinkt, entschied sich die EZB Ende Oktober 2023 dazu, den Leitzins vorerst nicht erneut zu erhöhen.

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