EZB-Leitzins

Das wichtigste Mittel der Geldpolitik im Euroraum

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Als Notenbank der EU hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main zwei Aufgaben: Zum einen soll sie gewährleisten, dass das Finanzsystem der EU-Länder stabil bleibt. Zum anderen soll sie die Inflation wirkungsvoll kontrollieren – insbesondere in den EU-Ländern der Eurozone – und verhindern, dass die Preise zu stark schwanken.

Erfahren Sie, wie der Leitzins funktioniert und welche Auswirkungen Zinserhöhungen oder -senkungen auf Sparerinnen und Sparer haben können.

Das Wichtigste in Kürze
  • EZB: Die Europäische Zentralbank ist dafür zuständig, die Geldmenge im Euro-Raum zu regulieren und die Preisniveaustabilität in der Wirtschaft zu gewährleisten. Um dieses Ziel zu erreichen, können die Leitzinsen erhöht oder gesenkt werden. 
  • Leitzins: Es gibt drei verschiedene Leitzinsen, die die EZB festlegen kann, um ihr Ziel der Preisstabilität zu gewährleisten: den Einlagensatz, den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz
  • Aktuell: Im Juli 2022 erhöhte die EZB die Leitzinsen zum ersten Mal seit mehreren Jahren. Wie auch andere Notenbanken aus der ganzen Welt will die EZB dadurch der hohen Inflation entgegenwirken.
  • Folgen: Die Erhöhung der Leitzinsen sorgt dafür, dass die Konditionen teuer werden, zu denen sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen können, was an private Kreditnehmende weitergegeben wird. Im Gegenzug können Sparende von höheren Zinsen auf Tages- oder Festgeld profitieren.

Was ist der Leitzins?

Als Leitzins werden Zinssätze bezeichnet, die von den Noten- und Zentralbanken der jeweiligen Länder festgelegt werden. Zu diesen Zinssätzen können sich Kreditinstitute und Geschäftsbanken von der Zentralbank Geld leihen oder dort anlegen. Ziel der Zentralbanken ist es, durch den Leitzins Preisstabilität zu gewährleisten. Dabei gibt es nicht den einen Leitzins, durch den die EZB versucht dieses Ziel zu erreichen, sondern drei verschiedene. Dennoch gilt im Allgemeinen: Wird beispielsweise in den Nachrichten vom Leitzins gesprochen, ist meist der sogenannte Hauptrefinanzierungszins gemeint.

In der Eurozone legt die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main die Höhe des Leitzinssatzes fest. Wird der Leitzins gesenkt, spricht man von einer expansiven Geldpolitik. Für Banken wird es günstiger, Geld zu leihen oder anzulegen. Dadurch soll das Wirtschaftswachstum gefördert werden. Werden die Zinsen dagegen angehoben, ist dies eine restriktive Geldpolitik, die den gegenteiligen Effekt hat. Um die Preisstabilität sicherzustellen, legt die EZB in regelmäßigen Abständen drei verschiedene Leitzinsen fest: den Einlagezinssatz, den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenfinanzierungssatz.

Der Einlagezinssatz reguliert Kapitalanlagen bei der EZB. Der Zinssatz hat zwei Funktionen:

  • Er gibt an, zu welchen Konditionen Geschäftsbanken kurzfristig Geld bei der EZB anlegen können. So vermeiden sie es beispielsweise, dass Liquiditätsüberschüsse nicht genutzt werden. Das Guthaben wird dann über Nacht (overnight money) bei der EZB belassen und bringt dabei einen Ertrag, der dem Zinssatz entspricht.
  • Der Einlagezinssatz hat als Leitzins der EZB eine geldpolitische Bedeutung. Denn Banken können überschüssiges Geld auch bei anderen Banken anlegen. Doch damit sie dies tun, müssen sie auf dem Interbankenmarkt attraktivere Zinssätze als bei der EZB finden. Daher stellt der Einlagezinssatz die Untergrenze für den TagesgeldZinssatz dar. Erhöht die EZB den Leitzins, sind Banken dazu angehalten, ebenfalls ihre Zinsen für Übernacht-Anlagen zu erhöhen. Senkt die EZB den Einlagezinssatz, korrigieren die Banken ihre Zinssätze entsprechend nach unten.

Der Hauptrefinanzierungssatz wird häufig als der „eigentliche Leitzins“ der EZB bezeichnet. Als Instrument der Hauptrefinanzierung reguliert er, zu welchen Konditionen Banken sich Geld von der EZB leihen können. Voraussetzung ist, dass die Banken die entsprechenden Sicherheiten in Form von notenbankfähigen Wertpapieren hinterlegen. 

Einmal pro Woche findet eine Auktion statt. Hier müssen die Banken mindestens den von der EZB festgelegten Leitzins bieten, um das verfügbare Kontingent an Zentralbankgeld zu erhalten. Beim Bieterverfahren bekommt die höchstbietende Bank den Zuschlag. 

Angesichts dieser Größenordnung kann die EZB über den Hauptrefinanzierungssatz indirekt den Geld– und Kapitalmarkt beeinflussen. Senkt die EZB den Zinssatz, können sich Banken in der Regel günstiger refinanzieren. Kostenvorteile werden in der Regel an Kundinnen und Kunden weitergegeben. Die Folge: Unternehmen und Privatleute nehmen Kredite zu besseren Konditionen auf. Erhöht die EZB den Leitzins, steigen die Zinsen für Kredite.

Der Spitzenrefinanzierungssatz markiert die Obergrenze des Zinskorridors, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen können. Hauptsächlich dient die Spitzenfinanzierung dazu, kurzfristig Kredite für die Geschäftsbanken zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um sogenannte Übernachtkredite, die bereits am nächsten Tag wieder fällig werden. Mit der Spitzenrefinanzierung sollen also kurzfristige Liquiditätsengpässe der Banken verhindert werden, da sie sich jederzeit Kapital bei der EZB besorgen können.

Der Spitzenrefinanzierungssatz wird allerdings auch von der EZB benutzt, um ihre Zinspolitik am Markt durchzusetzen. Damit sich Banken kurzfristig bei anderen Banken Geld leihen, müssen die Zinsen auf dem Interbankenmarkt niedriger sein als der von der EZB festgelegte Leitzins. Ansonsten würde sich das Kreditgeschäft zwischen den Banken nicht lohnen. Senkt also die EZB den Zinssatz, senken auch die Banken ihre Zinsen für Übernachtkredite – bei einem Anstieg können Geschäftsbanken im Umkehrschluss höhere Zinsen verlangen.

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Warum hob die EZB den Leitzins 2022?

Schon im Juli 2022 erfolgte eine erste Leitzinserhöhung von null auf 0,50 %. Auch der Einlagenzinssatz wurde im Juli von minus 0,50 % auf 0,00 % und im Oktober von 0,75 % auf 1,50 % angehoben. Weitere Zinserhöhungen folgten. Derzeit liegt der Leitzins bei 4,25 % und der Einlagenzinssatz bei 3,75 % (Stand: 08.2023). Das Ziel der EZB ist es, der hohen Inflation entgegenzuwirken. Diese hatte im September 2022 im Euroraum einen Rekordwert von 10,90 % erreicht.

Die Erhöhung der Leitzinsen markiert eine Trendwende: Seit 2016 befand sich der Leitzins durchgängig bei 0,00 %. Doch nicht nur die EZB, sondern auch die Zentralbanken außerhalb der Eurozone haben 2022 ihre Leitzinsen erhöht. Unter anderem der Krieg in der Ukraine und die Coronapandemie führten auf der ganzen Welt zu einer Verknappung von Gütern. Das hatte erhebliche Teuerungen von Waren und Dienstleistungen zur Folge und erforderte ein Einschreiten der Notenbanken.

Weitere Zinserhöhungen sollen folgen. Sie sollen dazu beitragen, die Inflation wieder auf den Zielwert der EZB von circa 2,00 % zu bringen. Eine Inflationsrate von 2,00 % wird als angemessen für ein stabiles Wirtschaftswachstum angesehen.

Warum befand sich der Leitzins so lange im Rekordtief?

Im Zuge der weltweiten Finanzkrise 2008 und der damit zusammenhängenden Schuldenkrise im Euroraum wurde auch die Europäische Zentralbank aktiv. Zu den vielen Maßnahmen gehörte eine regelmäßige Leitzinssenkung seit 2016 auf 0 %. Ziel war es, dass Banken verstärkt Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben, um die Konjunktur anzukurbeln. Dadurch sollte die Wirtschaft gestärkt werden. Menschen wird weniger Anreiz geschaffen, ihr Geld anzulegen. Die Folge ist, dass mehr konsumiert und investiert wird. Niedrige Zinsen haben zudem eine Wirkung auf die eigene Währung im Vergleich zu ausländischen Währungen: Der Preis der eigenen Währung (in diesem Fall des Euro) wird gesenkt.

Im September 2014 senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins für Einlagen der Banken auf einen negativen Wert. Dieser Negativzins bedeutete, dass die Banken Strafzinsen zahlen mussten, wenn sie das Geld bei der EZB kurzfristig anlegen wollten.

Historischer Verlauf der Einlagenzinssätze für PrivatkundenHistorischer Verlauf der Einlagenzinssätze für PrivatkundenHistorischer Verlauf der Einlagenzinssätze für Privatkunden

Auswirkungen für Sparende: Was passiert, wenn die EZB den Leitzins erhöht?

Eine Zinserhöhung kann im Rahmen der Wirtschaft zu einem stagnierenden Wachstum führen. Für private Haushalte könnte es hingegen verschiedene Auswirkungen haben. Wir haben die wichtigsten Folgen von Leitzinserhöhungen und -senkungen für Sparende und Kreditnehmende zusammengefasst:

Auswirkungen einer Leitzinserhöhung Auswirkungen einer Leitzinssenkung
Für Sparende Für Kreditnehmende Für Sparende Für Kreditnehmende
  • Die Zinsen auf Spareinlagen wie Tages- oder Festgeld steigen
  • Das Verwahrentgelt (Negativzinsen) auf Spareinlagen bei Banken könnte entfallen
  • Der Realzins könnte aufgrund der hohen Inflationsrate dennoch im negativen Bereich bleiben
  • Die Aufnahme von Krediten wird für Unternehmen sowie Privatanlegerinnen und -anleger teurer. Dies betrifft zum Beispiel Kredite für betriebliche Investitionen oder Immobilienkredite.
  • Die Zinsen auf Spareinlagen werden geringer. Banken können zudem Negativzinsen fordern
  • Insbesondere mit klassischen Spareinlagen wie Sparbüchern kann in der Regel kein Vermögen aufgebaut werden.
  • Kredite können zu besseren Konditionen (geringen Zinsen) angeboten werden, wodurch die Investitionsbereitschaft angetrieben werden soll

    Zahlreiche Banken haben bereits im Vorfeld der EZB-Entscheidung die Zinsen deutlich erhöht. Für Sparerinnen und Sparer ist die Zinswende daher schon längst angekommen. Die Zinssätze für Tages- und Festgelder mit unterschiedlichen Laufzeiten steigen an.

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