11.08.2022 | ca. 11 min. Lesezeit | Artikel drucken

Zinserhöhungen und Rezessionsrisiken setzten Aktien- und Anleihenmärkte in Q2 unter Druck

Die Finanzmärkte wurden im zweiten Quartal 2022 insbesondere von der steigenden Inflation sowie vom Russland-Ukraine-Krieg stark beeinflusst. Raisin CIO Kim Felix Fomm gibt in einem Kommentare zusätzliche Einblicke in den globalen Immobilienmarkt. Zum Schluss erfahren Sie hier, warum der ETF Robo dennoch vergleichsweise gut performte.

Kommentar: Steht der globale Immobilienmarkt vor einem Wendepunkt?

Liebe Kunden,

der globale Immobilien-Boom gerät ins Stocken. In China haben sich im Zuge der Evergrande-Pleite die Kreditbedingungen für Projektentwickler verschärft. Etliche Bauprojekte werden unvollständig eingestellt. Die Folge sind Tausende verlassene Baustellen, unfertige Betongerippe und verzweifelte Hausbauer. Als Protest halten zahlreiche Menschen in China die Hypotheken-Zahlungen zurück, was den Finanzsektor vor weitere Schwierigkeiten stellt.

In anderen Regionen der Welt wird die Stabilität des Immobilienmarktes ebenfalls auf die Probe gestellt. Nach einer langjährigen Boom-Phase sind die Immobilienpreise in Kanada zuletzt drei Monate in Folge gefallen. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich in Neuseeland beobachten. In Schweden sind Immobilienpreise im Juni um 4 % gefallen, der stärkste Rückgang seit der globalen Finanzkrise vor nun knapp 15 Jahren.

Auch in Märkten, in denen die Preise noch steigen, müssen sich Käufer auf schlechtere Kreditbedingungen einstellen, da die Zinsen steigen. In den USA liegt die monatliche Annuität einer durchschnittlichen Finanzierung heute 75 % höher als vor drei Jahren. Potentielle Hauskäufer  schrecken daher zunehmend vor Finanzierungen zurück, beziehungsweise können sich nur noch kleinere Häuser leisten. In den USA ist der Anteil von Erstkäufern an allen neuen Hypothekendarlehen auf den tiefsten Stand seit 13 Jahren gefallen.

Steht uns also neben der hohen Inflation, der Energiekrise und der steigenden Zahl an Kriegen auf der Welt noch eine Immobilienkrise bevor?

Es gibt einige Faktoren, die dagegensprechen. In den USA werden nur moderate Kursverluste erwartet, weil die Hypothekendarlehen dort meist fest verzinst sind und daher Hausbesitzer nicht unmittelbar unter steigenden Zinsen leiden.

In den meisten entwickelten Märkten gibt es immer noch zu wenig Immobilien. Bei stabiler Nachfrage sollte sich das langfristig positiv auf die Preise auswirken. Allen voran in den USA fehlen Schätzungen zufolge zwischen 3,8 und 5,8 Millionen Eigenheime. In Kanada sind es 3,5 Millionen.

Ein weiterer Faktor sind stabile Arbeitsmärkte mit hohen Beschäftigungsquoten in den Industrieländern. Dies sollte sich positiv auf die Nachfrage nach Immobilien sowie auf die Fähigkeit, Kreditraten zu bedienen, auswirken.

Herzliche Grüße
Kim Felix Fomm

Chief Investment Officer

Entwicklung des ETF Robo im zweiten Quartal 2022

Aufgrund von Kursverlusten an den Märkten haben alle ETF Robo Portfolios im zweiten Quartal eine negative Wertentwicklung verzeichnet. Der ETF Robo 30 erzielte im ersten Quartal eine Rendite von −6,2 %. Mit dem ETF Robo 50 verloren Anlegerinnen und Anleger 7,7 %. Der ETF Robo 70 kam auf eine Rendite von −8,5 % und für Anlegerinnen und Anleger mit dem ETF Robo 100 standen −9,6 % zu Buche. Werden die vergangenen Quartale mit berücksichtigt, zeigt sich, dass die Auswirkungen auf das Gesamtbild dennoch vergleichsweise gering ausfällt.

wertenwicklung etf-robo je quartal

Die Wertentwicklung liegt seit Auflage im März 2018 für den ETF Robo 30 bei 7,1 %. Der ETF Robo 50 erzielt eine Gesamtrendite von 16,4 %. Beim ETF Robo 70 gibt es eine Wertsteigerung von 26,0 % und für den ETF Robo 100 beträgt die Rendite 41,0 %. Der Deutsche Aktienindex DAX erzielt im Vergleichszeitraum eine Rendite von 7,6 %.

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Auch der Vergleich mit aktiven Mischfonds fiel für den ETF Robo in den meisten Fällen weiterhin positiv aus. Der Renditevergleich mit Mischfonds mit einer Aktienquote von 25 % („cautious“) war mit −0,8 %das erste Mal negativ, bei der Vergleichsgruppe „moderate“ lag der ETF Robo 50 jedoch mit 0,4 % weiterhin im grünen Bereich. Bei den aktiven Mischfonds mit einem noch höheren Aktienanteil wie dem ETF Robo 70 betrug der Renditevorteil 1,2 %.

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Überblick über die Entwicklung der Märkte

Im zweiten Quartal wurden die globalen Märkte fast alle von den gleichen Ursachen beeinflusst. Aufgrund von steigenden Inflationsraten, dem Russland-Ukraine-Krieg und Engpässen bei den Lieferketten wurden erhebliche Rückgänge an den Aktienmärkten verzeichnet.

Nordamerika

Der FTSE North America Index verbuchte einen Rückgang von 11,3 %. Die Inflationsrate erhöhte sich im Juni 2022 auf 9,1 %. Angesichts der höchsten Inflation seit über 40 Jahren reagierte die Federal Reserve (Fed) bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Sie hob ihren Leitzins um 0,75 Prozentpunkte an. Damit liegt er nun in der Spanne von 2,25 bis 2,50 %. Weitere Erhöhungen sollen laut Fed noch in diesem Jahr folgen.

Trotz der Lage zeigt sich die US-Wirtschaft äußerst stabil – auch wenn sich das Wachstum etwas verlangsamt hat. Der US-Einkaufsmanagerindex (PMI) verringerte sich im Juni um 2,4 und der Servicebereich um 1,8. Lediglich die Produktion sank mit 5,6 auf ein Zweijahrestief. Diese Rückgänge waren in fast jeder Branche erkennbar. Insbesondere aus den Bereichen Medien und Unterhaltung sowie der Automobilbranche zogen sich viele Investoren zurück. Ausnahmen bildeten dagegen die Versorgungsindustrie wie Energieunternehmen sowie Konsumgüter wie beispielsweise die Lebensmittelbranche.

Aktien kleiner und mittelständischer Unternehmen zeigten sich ebenfalls sehr volatil. Der Russell 2000 Index, der die kleinsten nach Marktkapitalisierung gewichteten US-Unternehmen listet, wurde in einen klassischen Bärenmarkt manövriert. Er erzielte Mitte Juni sein bisheriges Jahrestief mit −27,4 %. Global wird dieser Trend auch durch den FTSE Global Small Cap Index verdeutlicht. Dieser sank um 11,9 %.

Europa

Aktien im FTSE Developed Europe ließen mit −9,4 % ebenfalls deutlich nach. Die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas sowie der Anstieg der Energiepreise verstärkte die Ängste um eine mögliche Gasverknappung. Zudem wurde das Vertrauen der Investoren durch steigende Lebenshaltungskosten und die wachsenden Befürchtungen vor einer Rezession beeinträchtigt. Im Euroraum lag die Inflationsrate im Juni bei 8,6 %. Als Reaktion auf die steigende Inflation erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins Ende Juli um 0,5 Prozentpunkte. Im Laufe des Quartals konnten wenige Sektoren eine positive Rendite verzeichnen. Hierzu zählte unter anderem der Energie- und der Kommunikationssektor. Die stärksten Rückgänge wurden dagegen bei Technologieaktien und Immobilien notiert.

Auch britische Aktien zeigten sich weniger widerstandsfähig. Angesichts der zunehmenden Rezessionserwartungen entwickelten sich zyklische Branchen wie Industrie- und Großhandelsunternehmen negativ. Bei Aktien kleiner und mittelständischer Unternehmen (SMIDs) fiel beispielsweise der FTSE UK Small Cap Index von Januar bis Ende Juni um 16,4 %. Im Vergleich zum vorherigen Quartal war die Wertentwicklung beim FTSE UK Small Cap mit −10,8 % ebenfalls deutlich schwächer. Ein Anstieg konnte lediglich bei wenigen Unternehmen mit großer Marktkapitalisierung verzeichnet werden – insbesondere Sektoren wie die Telekommunikation oder das Gesundheitswesen erzielten eine überdurchschnittliche Performance. Um im Vereinigten Königreich der Inflation entgegenzuwirken, die mittlerweile auf über 13 % prognostiziert wird, erhöhte die Bank of England (BoE) ihren Leitzins bis Juni 2022 auf 1,25 %.

China und die Wachstumsmärkte

Aktien aus den Wachstumsmärkten (FTSE Emerging Markets) entwickelten sich mit −4,5 % schwächer als im vorherigen Quartal. Ausschließlich chinesische Aktien konnten zum Ende des Quartals eine positive Entwicklung verbuchen. China konnte die Stimmung am Aktienmarkt grundlegend verbessern, indem sie ihre strikten COVID-19 Maßnahmen lockerten und mithilfe sich erholender Fabrikaktivitäten signifikante Industrieergebnisse erzielten. Zusätzlich wurde die Industrie durch staatliche Maßnahmen angetrieben.

Der taiwanesische Aktienmarkt zeigte sich dagegen von seiner schwächeren Seite. Die Befürchtung, dass sich die Nachfrage nach Technologieprodukten schmälern könnte, sorgte für einen Ausstieg vieler Investoren. Die zunehmenden Spannungen zwischen China und Taiwan verstärkten diesen Effekt.

Ähnlich verhielt es sich mit Indiens Aktienindex Nifty. Von April bis Ende Juni verlor der Nifty 50 rund 10,7 %. Die globale Volatilität, die Inflation und die steigenden Energiepreise verringerten das Vertrauen der Investoren.

Im FTSE Emerging Markets Index zählte Brasilien im zweiten Quartal zu den schwächsten Wachstumsmärkten. Die zunehmende Besorgnis über eine globale Rezession und innenpolitische Unsicherheiten trugen zum Rückgang bei Aktien und zu einem drohenden Wertverfall der Landeswährung Real bei.

Asien-Pazifik-Region

Die Märkte der Asien-Pazifik-Region (ohne Japan) sanken um 10,4 %. Im Laufe des Quartals zogen sich viele Aktionäre aus den Märkten zurück. Der Grund lag insbesondere bei den stockenden Lieferketten, die durch den Russland-Ukraine-Krieg weiter verschärft wurden. Betroffen ist in erster Linie die Luft- und Schifffahrt, die vor erheblichen logistischen Problemen steht.

In Australien überraschte die Zen­tralbank Reserve Bank of Australia (RBA) im Juni mit einer Anhebung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte auf 0,85 %. Begründet wurde die Erhöhung mit den stetig steigenden Energiepreisen, die den Inflationsdruck erhöhten. Der australische Leitindex S&P/ASX 200 verlor unter anderem dadurch an Boden und sank um 11,1 %.

Die Aktienkurse in Südkorea wiesen den stärksten Rückgang auf. Angesichts der Befürchtungen über eine globale Rezession fielen Finanz-, Technologie- und Energieaktien besonders stark. Die Wirtschaft des Landes blieb jedoch unter anderem aufgrund der Halbleiter-, Pharma- und Stahlindustrie relativ stabil.

In der Sonderverwaltungszone Hongkong wurden die Aktienkurse durch die Entwicklungen in China, einen angeschlagenen Immobilienmarkt und den unter Druck stehenden Technologiewerten in den USA beeinflusst. Der führende Aktienindex in Hongkong, Hang Seng, zeigte sich dennoch im zweiten Quartal relativ stabil.

Japan

Der FTSE Japan Index verlor angesichts einer starken Schwächung des Yen gegenüber dem US-Dollar 8,5 %. Entgegen dem internationalen Trend hält die Bank von Japan weiterhin an ihrer expansiven Geldpolitik fest. Eine Folge daraus ist die genannte negative Entwicklung des japanischen Yen, der sich bereits seit Beginn der COVID-19-Pandemie im Abwärtstrend befindet. Anfang Juni 2022 war 1 Yen lediglich noch 0,0072 US-Dollar wert. Zuletzt wurde ein solcher Wert im Jahr 1998 während der Asienkrise gehandelt. Die Abschwächung des Yen hatte jedoch unterschiedliche Auswirkungen auf die Wirtschaft. Während Exporte höhere Gewinne abwarfen, verteuerten sich gleichzeitig die Importe, was zu einem Anstieg der Inflation und so zur Belastung vieler Verbraucher führte.

Globale Anleihen

Die Kurse globaler Anleihen im FTSE Global Bond Index fielen im Quartal um 5,6 %. Insgesamt setzten die Anleihen ihren starken Abverkauf zunächst fort. Dabei schien größtenteils die steigende Inflation einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten von Anlegerinnen und Anlegern zu haben. Innerhalb des Quartals erreichten die Inflationsraten der großen Volkswirtschaften die höchsten Stände seit mehreren Jahrzehnten. Eine Folge daraus waren erste Zinserhöhungen der Zentralbanken verschiedener Länder.

In den USA wurde der Leitzins bereits im ersten Halbjahr von der Fed mehrfach angehoben. Im Juni erhöhte die Zentralbank den Zinssatz dann erstmals seit 1994 um 0,75 Prozentpunkte, was einen deutlichen Anstieg der Anleihenzinsen mit sich brachte. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg von 2,35 % auf 2,97 % und die 2-jähriger US-Staatsanleihen von 2,33 % auf 2,93 %. Weitere Zinserhöhungen werden bereits im Laufe dieses Jahres erwartet.

Die Zinsen in der EU zeigten sich zunächst sehr volatil, nachdem die EZB ankündigte, ihre Anleihenkäufe zu beenden und den Leitzins anzuheben. 10-jährige Staatsanleihen erhöhten sich dementsprechend in Deutschland von 0,55 % auf 1,37 % und in Italien sogar von 2,04 % auf 4,27 %. Auch im Vereinigten Königreich wurden von der BoE Zinserhöhungen im laufenden Quartal durchgeführt. Bis Juni hatte die britische Notenbank den Leitzins seit Anfang des Jahres bereits zum fünften Mal in Folge angehoben. Die Zinsen für 10-jährige Staatsanleihen stiegen dadurch im Vereinigten Königreich von 1,61 % auf 2,24 % und die 2-jähriger Staatsanleihen von 1,36 % auf 1,88 % an.

Zusammenfassung

Die stetig steigende Inflation, weitere Zinserhöhungen der Zentralbanken und die Befürchtung vor einer möglichen Rezession sorgten im zweiten Quartal für fallende Kurse an den globalen Finanzmärkten. Lediglich chinesische Aktien erwiesen sich aufgrund der Covid-19-Lockerungen und staatlichen Maßnahmen als äußerst widerstandsfähig.

Insgesamt hatten die Regierungen der Länder wie auch Investoren im zweiten Quartal sowohl mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen. Dennoch kann es sich lohnen in Aktien und Anleihen zu Investieren. Mit einem diversifizierten Portfolio können Schwankungen auf lange Sicht meist abgefangen werden.

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