25.01.2022 | ca. 10 min. Lesezeit | Artikel drucken

Trotz Inflation: US-Wirtschaft auf Rekordkurs und steigende Aktienmärkte in Q4

Die Finanzmärkte gaben im vierten Quartal 2021 ein kurioses Bild ab: Für viel Aufregung sorgte die Rekordinflation in der Eurozone und in den USA. Dabei ließ die EZB keine Bereitschaft erkennen, die Zinsen zu erhöhen. Demgegenüber zeigten sich sowohl die Large Caps wie die Small Caps auf beiden Seiten des Nordatlantiks in geradezu blendender Verfassung. Beim ETF Robo sorgte das für eine gute Performance.

Nordamerika

Der FTSE North America Index zeigte sich im vierten Quartal mit 12,0 % von seiner starken Seite, denn US-Aktien legten deutlich zu. Daran änderte selbst eine Schwächephase im November nichts, als die Angst vor Omikron die Märkte ebenso belastete wie die Ankündigung der US-Notenbank ihre Wertpapierkäufe deutlich zu reduzieren. Diese Sorgen waren nur vorübergehend und verschwanden dank positiver Wirtschaftsdaten, die Stabilität und solide Unternehmensgewinne erwarten ließen.

Das US-Wirtschaftswachstum hatte sich noch im dritten Quartal durch Corona deutlich verlangsamt. Im vierten Quartal folgte jedoch eine Belebung, die rekordverdächtig war. Beobachter sprachen von der stärksten Wirtschaftsleistung seit 1984. Aufs Jahr gerechnet stieg das BIP um 2,3 % an und lag damit über den geschätzten 2,1 %. Ebenfalls rekordverdächtig war die Inflation, die am Ende von Q4 glatte 7 % erreichte; das hatte es zuletzt 1982 gegeben. Gleichzeitig sank die Arbeitslosenquote im Oktober von 4,6 % auf 4,2 %. Damit erreichte sie jenes Niveau, das sie beim Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar 2020 hatte.

Bei den Wirtschaftsbereichen erwies sich der Technologiesektor im vierten Quartal als Wachstumstreiber, wobei sich die Chiphersteller besonders stark präsentierten. Ebenfalls gute Stimmung herrschte in der Baubranche. Auf Grund des anhaltenden Wachstums erwarten Investoren im  E-Commerce eine steigende Nachfrage bei Gewerbeimmobilien. Etwas zurückhaltender entwickelten sich die Gewinne im Energie- und im Finanzsektor.

 

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Europa

Die Aktien im FTSE Developed Europe legten mit plus 7,5 % deutlich zu. Ansehnliche Unternehmensgewinne und eine robuste wirtschaftliche Entwicklung glichen die Sorgen um die neue Omikron-Variante aus. Zu den Top-Performern gehörten Versorger, Technologiewerte sowie die Luxusgüterbranche. Verlierer waren hingegen Kommunikationsdienstleistungen und der Immobiliensektor.‎ Der Einkaufsmanager-Index erreichte mit 53,4 im Dezember ein Neunmonatstief, denn der Dienstleistungssektor war von steigenden Covid-Fällen betroffen.

Insgesamt war ‎das vierte Quartal von volatilen Gaspreisen geprägt. Sie heizten die Inflation in der Eurozone weiter an. Im Dezember erreichte die Geldentwertung mit 5 % schließlich den höchsten Wert, den das europäische Statistikamt Eurostat jemals gemeldet hat. Die Europäische Zentralbank kündigte unterdessen an, die Anleihekäufe zurückfahren. Zinserhöhungen im Jahr 2022 schloss sie jedoch aus.‎

Weiterhin im Aufwind befanden sich die Aktienkurse in Großbritannien. Grund dafür waren beruhigende Nachrichten rund um die Corona-Variante Omikron. Sie sorgten im Dezember für Erleichterung an den Märkten. Der britische Einzelhandel hingegen hatte trotz hoher Nachfrage weiterhin mit Lieferengpässen zu kämpfen. Für eine Überraschung sorgte die britische Notenbank: Angesichts der anhaltenden Inflation von über 5 % erhöhte sie den Leitzins von 0,1 auf 0,25 %.

China und die Wachstumsmärkte

Aktien aus den Wachstumsmärkten (FTSE Emerging Markets) entwickelten sich deutlich schwächer, sie gewannen aber nach den Verlusten im vorherigen Quartal wenigstens 0,9 % hinzu.

Die Wirtschaft in China muss gleich mehrere Probleme verkraften. Neben der Pandemie zählen dazu hohe Rohstoffpreise, Energieknappheit sowie die Immobilienkrise. Letztere hat sich weiter verschärft, denn der Immobiliengigant Evergrande konnte im Dezember seine Verbindlichkeiten teilweise nicht mehr bedienen. Nach Ansicht einiger Experten könnte eine Pleite zu einer Art chinesischem Lehman-Desaster mit Dominoeffekt führen. Trotz der Schwierigkeiten hat sich das Wirtschaftswachstum in China aber mit 8,1 % fortgesetzt. So hat es jedenfalls das chinesische Amt für Statistik ermittelt.

Aus Taiwan hingegen kamen positive Nachrichten. Wirtschaftliche Eckdaten wie das BIP, mit einem Plus von 6 %, entwickelten sich positiv. Vor diesem Hintergrund startete der Aktienmarkt im vierten Quartal einen Höhenflug. Eine wichtige Rolle spielte dabei der anhaltende Nachfrageboom bei den Halbleitern – dem Exportschlager Taiwans.

Ähnlich, wenn auch nicht ganz so rosig, war die wirtschaftliche Entwicklung in Indien. Nach mehreren Corona-Wellen berappelte sich das Wirtschaftswachstum wieder. Der wichtigste Aktienindex Indiens, der BSE Sensex, hatte allerdings nach einem schwungvollen Beginn des vierten Quartals in der zweiten Hälfte eine Schwächephase.

Von Unsicherheit war Brasiliens Wirtschaft geprägt. Einige Wirtschaftssektoren meldeten Schwierigkeiten mit ihren Lieferketten und der Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung gab ebenfalls Anlass zur Sorge. Nach einem Wachstum von etwa 5 % beim  BIP 2021 werden 2022 nur noch 1,5 % erwartet. Außerdem warf die anstehende Präsidentschaftswahl bereits ihre Schatten voraus. Für das Wahljahr 2022 wird weiterhin eine hohe Volatilität erwartet.

Asien-Pazifik-Region

Die Märkte der Asien-Pazifik-Region (ohne Japan) sind schwach ins vierte Quartal 2021 gestartet, erholten sich im weiteren Verlauf jedoch und legten insgesamt 2,1 % zu.

Australien hat Ende 2021 eine Impfquote von mehr als 90 % bei den über 16-Jährigen erreicht. Davon profitierte die Wirtschaft, denn Lockdowns sind zunehmend unwahrscheinlicher geworden. Durch Corona beeinträchtigte Branchen konnten sich nun erholen. Insgesamt wuchs das BIP Australiens 2021 um 3,8 %, für 2022 werden sogar über 4 % erwartet. Diese positive Entwicklung spiegelte sich am australischen Aktienmarkt wider, der im vierten Quartal 2021 eine starke Tendenz nach oben hatte.

Stabil ist die wirtschaftliche Situation in Südkorea. Der Nachfrageboom bei Halbleitern kam dem Land im letzten Quartal 2021 ebenfalls zugute und die Aktienmärkte erwiesen sich als widerstandsfähig. Das Wirtschaftswachstum lag 2021 bei 4 %, für 2022 erwartet die koreanische Zentralbank immerhin 3 %.

Von Unsicherheiten geprägt war dagegen die Lage in Hongkong. Trotz 6 % Wirtschaftswachstum 2021, nach -6,1 % im Vorjahr, ging es mit den Aktienmärkten in Q4 2021 weiter bergab. Außerdem änderte sich bis zum Jahresende nichts an den strengen Einreisebestimmungen. Einige Airlines strichen die Metropole sogar ganz aus ihrem Programm. Hongkong verlor zudem weiter dringend benötigte Fachkräfte. Die restriktive Innenpolitik unter dem Einfluss des Hegemons China veranlasste vor allem junge und gut ausgebildete Menschen abzuwandern.

Japan

Nach einem starken dritten Quartal ging es für den FTSE Japan Index mit -2,7 % in Q4 bergab. Vor allem im Oktober war er mit -4,0 % deutlich unter Druck. Grund dafür waren die schwachen Konjunkturdaten im Land der aufgehenden Sonne. Erst in der zweiten Novemberhälfte berappelte sich der FTSE Japan Index etwas. Bis zum Jahresende konnte er die erlittenen Verluste jedoch nicht wettmachen.

Dabei waren die Eckdaten der Konjunktur in Japan 2021 durchaus akzeptabel. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs um 2,4 % nachdem es im Vorjahr bedingt durch Covid-19 um 4,3 % geschrumpft war.

Die neue Regierung Japans unter Premier Kishida steht jedoch vor alten Problemen: Reformstau, sinkende Geburtenraten und die erdrückende Bürokratie machen dem G7-Staat zu schaffen. Nun soll ein Konjunkturprogramm für positive Anreize sorgen. Das treibt die Staatsverschuldung allerdings auf 270 % des BIP. Im Kreis der G7-Staaten ist das ein einsamer Rekord.

Aktien kleiner und mittelständischer Unternehmen

Der FTSE Global Small Cap Index hat sich im vierten Quartal um 4,2 % verbessert und beendete damit ein insgesamt starkes Jahr eindeutig im grünen Bereich. Bei den US Small Caps gelang es, das hohe Niveau zu halten, das der Index im Lauf des Jahres 2021 erreicht hatte. Mitte November konnte er sich sogar zu einem Allzeithoch aufschwingen. Zu den Favoriten bei den Finanzexperten zählten Banken sowie Unternehmen aus dem Gesundheitssektor.

Ebenfalls in guter Verfassung zeigten sich die UK Small Caps. Wie in den USA konnte dieser Index im November ein Rekordhoch verzeichnen. Trotz guter Performance auf beiden Seiten des Atlantiks waren diese Indizes nichts für schwache Nerven: Anfang Dezember und kurz vor Weihnachten gab es deutliche Ausschläge nach unten. Dabei notierte der US Small Cap Index gut 1.000 Punkte unter seinem Höchststand im November.

Beobachter sehen im Segment der kleinen und mittelständischen Unternehmen weiterhin Potential. Deutlichen Einfluss darauf dürfte die Entwicklung der Inflationsrate haben sowie die Zuverlässigkeit von Lieferketten. Insbesondere Small Caps mit Value Faktor können den Small Cap Indizes weiterhin Auftrieb geben.

Globale Anleihen

Die Kurse globaler Anleihen im FTSE Global Bond Index gaben im Quartal mit -0,3 % leicht nach. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen der USA veränderte sich wenig von 1,49 % auf 1,51 %. Die 2-jährigen US-Schuldverschreibungen stiegen hingegen ziemlich deutlich von 0,28 % auf 0,73 %.‎

‎‎Die 10-jährigen deutschen Staatsanleihen blieben mit -0,19 % nahezu konstant gegenüber -0,17 % am Anfang von Q4. Italiens 10-jährige Schuldverschreibungen stiegen unterdessen von 0,86 % auf 1,18 %. Die Inflation in der Eurozone zog deutlich an und erreichte den höchsten Stand seit 2008; in Deutschland war es nahezu ein 30-Jahres-Hoch. Während die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, alles daran setzen will, um die hohe Inflation zu bekämpfen, waren andere hochrangige Offizielle der EZB an diesem Punkt zurückhaltender.

In Großbritannien fiel die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen von 1,02 % auf 0,97 %. Die Hoffnung auf eine Zinserhöhung durch die Bank of England erfüllte sich erst im Dezember, Anfang November hatte sie sich entgegen den Erwartungen noch nicht zu diesem Schritt entschlossen. Die 2-jährigen Staatsanleihen legten von 0,41 % auf 0,68 % zu.‎

Die ‎Unternehmensanleihen blieben in Q4 hinter den Staatsanleihen zurück. Der US-Markt verzeichnete aber im Investment-Grade-Bereich leicht positive Gesamtrenditen, Europa hingegen schwächte sich ab.

Performance des ETF Robo im vierten Quartal 2021

Nach einem überwiegend starken Q4 an den Märkten liegen alle ETF Robo Portfolios weiterhin im Plus. Der ETF Robo 30 erreichte im vierten Quartal eine Rendite von 1,7 %. Mit dem ETF Robo 50 erzielten Anleger 3,1 %. Der ETF Robo 70 kam auf eine Rendite von 4,5 % und für Anleger mit dem ETF Robo 100 standen 6,6 % zu Buche.

Die Wertentwicklung verbesserte sich seit Auflage im März 2018 für den ETF Robo 30 auf eine kumulierte Rendite von 21,3 %. Der ETF Robo 50 erzielte eine Gesamtrendite von 32,3 %. Beim ETF Robo 70 gab es eine Wertsteigerung von 43,7 % und für den ETF Robo 100 betrug die Rendite 61,6 %. Der deutsche Aktienindex DAX erzielte im Vergleichszeitraum eine Rendite von 33,6 %.

Auch der Vergleich mit aktiven Mischfonds fällt für den ETF Robo unverändert positiv aus. Der Renditevorteil (grün) im Vergleich zu Mischfonds mit einer Aktienquote von 25 % („cautious“) beträgt 12,23 %. Bei der Vergleichsgruppe „moderate“ liegt der ETF Robo 50 mit 13,1 % vorn und bei den aktiven Mischfonds mit einem ähnlich hohen Aktienanteil wie der ETF Robo 70 beträgt der Renditevorteil 10,43 %.

Ausblick

Schwierigkeiten bei den Lieferketten, das Dauerthema Covid-19 und die höchsten Inflationsraten seit Jahrzehnten in den USA und in der Eurozone, die Aktienmärkte hat all dies wenig beeindruckt. Sie zeigten sich robust und waren vielfach in der Lage, die Aufwärtstendenz des Jahres 2021 zu verteidigen oder sogar fortzusetzen. Dabei zeigten die Small Caps erneut, welches Potenzial in ihnen steckt. Bei den Emerging Markets gab es aus Taiwan und Indien positive Entwicklungen zu vermelden. In China und Brasilien ging das Wirtschaftswachstum ebenfalls weiter, allerdings muss das Reich der Mitte eine Immobilienkrise verkraften und in der Heimat des Samba macht sich die bevorstehende Präsidentschaftswahl wirtschaftlich bemerkbar.

Für die Entwicklung im Jahr 2022 wird das Verhalten der Notenbanken wegweisend sein. Eine grundsätzliche Zinswende ist zwar nicht zu erwarten, aber bei der EZB und der Fed zeichnet sich nach langer Zeit eine Veränderung der lockeren Geldpolitik ab. Die Notenbanken in Norwegen und Großbritannien sind mit Zinserhöhungen auf 0,5 % bzw. 0,25 % erste Schritte aus dem anhaltenden Zinstief gegangen.

 

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