Betriebliche Altersvorsorge – Vor- und Nachteile

Wer profitiert von den Vorteilen der bAV?

Das durchschnittliche Rentenniveau beträgt Berechnungen der gesetzlichen Rentenversicherung zufolge etwa 48,00 % des letzten Bruttogehalts. Wer sich nicht im Vorfeld um die Altersvorsorge kümmert, könnte bis zum Jahr 2030 nur noch etwa 43,00 % als Rente erhalten – die abnehmende Bilanz unseres Rentensystems ist nach Vorausberechnungen der Bundesregierung die Prognose für die kommenden Jahre. Ein Trend, der durch den demografischen Wandel unumkehrbar scheint. Die betriebliche Altersvorsorge – kurz bAV oder auch Betriebsrente – ist eine Maßnahme, um die entstehende Rentenlücke auszubessern. Hier erfahren Sie, welche Vorteile und Nachteile die betriebliche Altersvorsorge für Arbeitnehmende und Arbeitgebende mit sich bringt.

Das Wichtigste in Kürze
  • Vorteile: Die betriebliche Altersvorsorge hat viele Vorteile. Angefangen von einer sicheren Rente im Alter über den Arbeitgeberzuschuss bis hin zu niedrigen Gebühren.
  • Nachteile: Die Betriebsrente ist bei Auszahlung zu versteuern und es fallen Sozialabgaben an. Zudem gestalten sich Kündigung und Weiterführung der bAV bei einem neuen Arbeitgebenden schwierig.
  • Vertragsabschluss: Bei der betrieblichen Altersvorsorge überwiegen die Vorteile in der Regel die Nachteile. Deshalb kann ein bAV-Vertrag je nach individueller Situation sinnvoll sein.
  • Kombination: Wer die staatliche und private Vorsorge zum Beispiel durch eine Rürup-Rente mit der betrieblichen Vorsorge kombiniert, vereint alle Vorteile der Vorsorgekonzepte.

Hinweis: Die bAV kennt mehrere Durchführungswege. Die in diesem Artikel besprochenen Vorteile und Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge beziehen sich auf die Form der Direktversicherung. Weitere Formen sind die Pensionskasse, der Pensionsfonds, die Unterstützungskasse und die Direktzusage eines Unternehmens. Die Direktversicherung kann in Form einer klassischen oder fondsgebundenen Lebensversicherung vom Arbeitgebenden abgeschlossen werden. Alternativ kann er auch eine Rentenversicherung als Direktversicherung auswählen.

Vorteile der betrieblichen Altersvorsorge

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) umfasst finanzielle Leistungen, die der Arbeitgebende seinem Arbeitnehmenden zur Altersversorgung sowie zur Invaliditäts- oder Hinterbliebenenabsicherung zusagt. Jeder Arbeitnehmende hat einen Anspruch auf bAV durch Entgeltumwandlung und kann sich so eine zusätzliche Rente aufbauen. Die betriebliche Altersvorsorge bietet Vorteile sowohl für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Wir haben im Folgenden alle Punkte anschaulich für Sie zusammengefasst.

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Welche Vorteile hat die Betriebsrente für den Arbeitnehmer?

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren bei der Betriebsrente besonders in Bezug auf die Sozialabgaben. Durch die Entgeltumwandlung sparen sie Steuern und Sozialabgaben, was meist die Rendite erhöht. Auch, dass der Arbeitgebende sich um den bAVVertrag kümmert und man sich selbst um nichts zu sorgen braucht, gilt als Vorteil. Wir haben die entscheidenden Vorteile der betrieblichen Altersvorsorge erfasst:

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Gesetzliches Recht

Jeder Arbeitnehmer, der in die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland einzahlt, hat seit 2002 laut Gesetz Anspruch auf betriebliche Altersvorsorge. Diesem Recht kann kein Unternehmen widersprechen.

Sparen

Wenn Arbeitnehmer selbst auch etwas einzahlen, können sie bei den Steuern und auch Sozialabgaben sparen (siehe auch Entgeltumwandlung). Denn das, was Arbeitnehmer einzahlen, zahlen sie direkt von ihrem Bruttogehalt ein. Nur was danach übrig bleibt, ist laut EstG § 3 Nr. 63 für die Lohnsteuer und die Sozialversicherungen relevant – klarer Vorteil für die Betriebsrente.

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Arbeitgeberzuschuss

Das Betriebsrentenstärkungsgesetz hat einen weiteren Vorteil für die betriebliche Altersvorsorge hervorgebracht. Seit dem 01.01.2019 sind Arbeitgeber verpflichtet, einen Zuschuss für die bAV der Arbeitnehmer zu gewähren. Das Datum betrifft alle Verträge, die seit dem 01.01.2019 bespart werden. Bestanden die Verträge schon vor dem Datum, dann hat der Arbeitgeber den Zuschuss erst ab dem 01.01.2022 zu zahlen. Das Gesetz schreibt mindestens 15,00 % der Investitionen vor.

Kein Aufwand

Arbeitnehmer mit bAV sind hier klar im Vorteil: Sie selbst brauchen für die betriebliche Altersvorsorge oder Betriebsrente nichts zu tun – der Arbeitgeber kümmert sich darum, sie einzurichten und die vereinbarten monatlichen Beiträge einzuzahlen.

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Garantie auf Mindestrente

Die meisten Anbieter garantieren eine Mindestrente. Diese Mindestrente oder Zielrente umfasst mindestens das Kapital, das Arbeitnehmende und Arbeitgebende investiert haben.

Flexibilität und Sicherheit

Ein Vorteil für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Bei der bAV entscheiden sie, wie viel sie von ihrem Brutto investieren. Außerdem ist die betriebliche Altersvorsorge sicher, selbst dann, wenn das Unternehmen insolvent wird.

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Höhere Rendite

Die meisten Produkte der betrieblichen Altersvorsorge bieten nur recht überschaubare Zinsen. So sammelt sich über die Investitionen hinaus kaum Kapital an. Entscheiden Sie sich aber neben der betrieblichen Altersvorsorge auch privat vorzusorgen, kann die staatlich geförderte Rürup-Rente eine gute Möglichkeit sein. Mit dem ETF Rürup von WeltSparen erhalten Sparerinnen und Sparer auf ihr Kapital garantierte Rentenkonditionen zum Rentenbeginn.

Niedrige Gebühren

Dass Unternehmen die betriebliche Altersvorsorge im Namen ihrer Mitarbeiter führen, hat einen entscheidenden Vorteil. Dadurch erhalten sie bei bAVVerträgen oft Sonderkonditionen bei den Anbietern. So sind die Gebühren für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer meist niedriger, als wenn sie sich für Produkte abseits der bAV und ihres Arbeitgebenden entscheiden.

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Zusatzbausteine

In manchen Fällen können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Basisschutz Zusatzbausteine wie beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung bei Berufsunfähigkeit oder die Rentenfortzahlung an Hinterbliebene wählen. Ob das sinnvoll ist, kann von Fall zu Fall variieren und hängt unter anderem auch vom Berufsfeld ab.

Welche Vorteile hat die bAV für Arbeitgeber?

Die Vorteile der bAV für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber liegen vor allem in der Bindung und Motivation von qualifizierten Mitarbeitern. Sie können den Durchführungsweg für die bAV selbst bestimmen und profitieren von einer geringeren Steuerlast, da sie Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge als Betriebsausgabe ausweisen können.

Verminderte Steuerlast

Mit der wichtigste Vorteil überhaupt bei der betrieblichen Altersvorsorge: Übernimmt der Arbeitgeber die Beiträge für die bAV, kann er sie von der Steuer absetzen (Betriebsausgaben). Dadurch sinkt die Steuerlast des Arbeitgebers

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Mitarbeiterbindung

Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter mit Zuschüssen zur betrieblichen Altersvorsorge unterstützen, haben einen besonderen Vorteil: Sie binden ihre Mitarbeiter enger ans Unternehmen und sorgen für mehr Vertrauen und Mitarbeiterzufriedenheit.

Freie Auswahl

Manche Arbeitnehmer sehen das vielleicht als Nachteil der betrieblichen Altersvorsorge, für Arbeitgeber ist sie ein klarer Vorteil: Die freie Auswahl, bei welchem Anbieter ein bAVVertrag abgeschlossen wird.

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Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge

Viele Vorteile gehen mit der betrieblichen Altersvorsorge einher, aber auch einige Nachteile. Wenn Nachteile bei der bAV entstehen, machen sich diese oft erst im Alter bemerkbar.

Welche Nachteile hat die Betriebsrente für Arbeitnehmer?

Der größte Nachteil der betrieblichen Altersvorsorge ist, dass sie bei der Auszahlung zu versteuern ist und Sozialabgaben anfallen. Zudem kann es zu Problemen bei einem Arbeitergeberwechsel kommen, wenn die neue Arbeitgeberin beziehungsweise Arbeitgeber den bAV-Vertrag nicht weiterführen möchte. Eine Kündigung der Betriebsrente ist in der Regel nicht möglich.

Der Staat arbeitet daran, die Nachteile der bAV auszugleichen.

Während der Erwerbstätigkeit Während der Rente
Zahlen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Beiträge aus ihrem Bruttogehalt, verzichten sie zugunsten der Vorsorge im Ruhestand auf einen Teil ihres Gehalts. Bei der Auszahlung der Beiträge am Ende der Ansparphase fallen Steuern an – allerdings ist der Steuersatz im Alter i d. R. niedriger als während der Zeit als Erwerbstätiger.
Da die Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge aus dem Bruttogehalt kommen, werden für diesen Teil des Einkommens auch keine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt. Dadurch sinkt die spätere Rente etwas. Eine bAV ist nur dann von Vorteil, wenn die Zusatzrente nachher so hoch ist, dass sie mindestens die Differenz bei der Rente vom Staat übertrifft. Wer in Rente ist, zahlt zwar keine Beiträge mehr zur Renten- und Arbeitslosenversicherung, dafür aber Sozialabgaben in Form von Kranken- und Pflegeversicherung. Der Zuschuss vom Arbeitgebenden von 15,00 % für die Beiträge aus der Entgeltumwandlung sowie die Wertentwicklung der Beiträge gleichen das aber in der Regel insgesamt aus. Aktuell: Der Gesetzgeber hat diesen Nachteil der betrieblichen Altersvorsorge zum 01.01.2020 deutlich entschärft, indem er einen neuen Freibetrag definierte. Seit dem Jahr 2020 ist ein Rentenanteil von 159,25 € im Monat krankenversicherungsfrei.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kommen erst mit Beginn der Rente an das Ersparte aus der Betriebsrente heran. Die Auszahlungsphase kann frühestens ab einem Alter von 62 Jahren beginnen. Wer sein angespartes Kapital verrentet, also in eine monatliche Zahlung verwandelt, kann es nicht vererben.
Die bAV lässt sich nur in manchen Fällen beim Jobwechsel zur neuen Arbeitgeberin beziehungsweise zum neuen Arbeitgeber mitnehmen. Dafür darf der Jobwechsel nicht mehr als 15 Monate her sein und das gesparte Kapital darf nicht mehr als 84.600 € (Stand: 2022) betragen. Haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor, öfter den Job zu wechseln, wie es heute durchaus üblich ist, könnte das tatsächlich zum Nachteil für die betriebliche Altersvorsorge werden. Andere Maßnahmen wie die Riester-Rente oder die Rürup-Rente könnten hier sinnvoller sein.

Welche Nachteile hat die bAV für Arbeitgeber?

Die betriebliche Altersvorsorge hat kaum Nachteile für den Arbeitgebenden. Kritische Stimmen sehen die Zuschusspflicht für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber als einen Nachteil der bAV. Allerdings sind es meist die Arbeitgebenden selbst, die das Thema bei den Arbeitnehmenden ansprechen – zum Beispiel als Form der Mitarbeiterbindung. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können den Wunsch nach einer betrieblichen Altersvorsorge auch durchaus ablehnen. Allerdings nur dann, wenn der Mitarbeiter selbst nichts in die bAV einzahlen möchte und nur auf die Zahlungen des Unternehmens setzen möchte.

Als weiteren Nachteil für die betriebliche Altersvorsorge für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber kann man den Verwaltungsaufwand anführen. Denn es ist der Arbeitgebende, der sich für seine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um die Einrichtung und Verwaltung des bAVVertrags kümmert. Aber auch das braucht kein Nachteil zu sein, wenn Sie als Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber eine bAV wählen, die auf eine digitale Umsetzung setzt.

Fazit: Ist eine Betriebsrente sinnvoll?

Generell ist es sinnvoll, bei der Altersvorsorge nicht nur allein auf die gesetzliche Rente zu setzen. Ob die betriebliche Vorsorge mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringt, hängt von der individuellen Situation von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden ab. Besonders empfehlenswert ist die betriebliche Altersvorsorge, wenn die Arbeitgeberin beziehungsweise der Arbeitgeber sich in Form von Zuschüssen an der Finanzierung der Beiträge beteiligt, zum Beispiel wenn der Durchführungsweg Direktversicherung“ gewählt wird.

Betrachtet man alle Vor- und Nachteile der bAV beziehungsweise der Betriebsrente, kommt man zur Erkenntnis, dass die Vorteile der betrieblichen Altersvorsorge überwiegen. Vermeintliche Nachteile wie Steuern und Sozialabgaben bei der Auszahlung der späteren Rente oder die Zuschusspflicht für den Arbeitgebenden können meist relativiert werden. Kurz und einfach: Die bAV kann sowohl als einzelnes Produkt aber auch als weiterer Baustein zum Beispiel neben der Rürup-Rente eine gute Investition sein. Mit dem ETF Rürup können Sparerinnen und Sparer in ein Portfolio mit freier ETF-Auswahl investieren und profitieren zudem von attraktiven Renditechancen.

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