Wie funktioniert der Handel mit ETFs?

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Viele Privatanleger interessieren sich für diversifizierte und günstige Anlagemöglichkeiten wie ETFs, die man an der Börse kauft und verkauft. ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Fund, was auf Deutsch so viel heißt wie börsengehandelter Indexfonds. ETFs enthalten Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen und bilden einen Wertpapierindex nach. Deshalb bieten sie attraktive Renditechancen, wesentlich höher als bei Tagesgeld oder Festgeld. Hier erfahren Sie alle Details zum ETF-Handel, den Risiken, den Kosten und wie sich ETF von aktiven Fonds unterscheiden. 

Das Wichtigste in Kürze
  • Exchange Traded Funds (ETFs) sind das Pendant zu aktiv gemanagten Fonds. Sie bilden die Wertentwicklung eines Index nach, statt von einem Fondsmanagement zusammengesetzt zu werden. Das macht sie kosteneffizienter als aktive Fonds.
  • Für den Handel mit ETFs sind die Themen „Performance“ und „Kurse“ relevant. Die Performance kommt über das Nachbilden des Index und unter anderem den damit verbundenen Transaktionskosten zustande. Die Kurse an der Börse werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst, so auch von Angebot und der Nachfrage. Daher unterliegen Kurse von Wertpapieren ständigen Schwankungen.
  • Wer ETFs handeln möchte, tut dies normalerweise an der Börse. Das funktioniert an verschiedenen Börsen, die verschiedene Handelszeiten haben. Doch ETFs lassen sich auch außerbörslich handeln – das nennt man Direkthandel.

Handel:
An welchen Börsen und zu welchen Zeiten?

Inländische Börsen Ausländische Börsen Außerbörslicher Handel
(Direkthandel)
XETRA (elektronische Handelsplattform der Börse Frankfurt) Börse London
(LSE – London Stock Exchange)
Tradegate Exchange
(Berlin – Betreiber-GmbH zählt zu 75,00 % zur Börse Frankfurt)
Börse Stuttgart Schweizer Börse
(Zusammenschluss aus den früher alleinstehenden Börsen Genf, Basel + Zürich)
Lang & Schwarz
(Düsseldorf)
Börse München Italienische Börse
(Borsa Italiana – ein Teil der Londoner Börse)
Baader Bank (Unterschleißheim bei München)
New Yorker Börse
(NYSE – New York Stock Exchange) / „Wall Street”
Commerzbank (Frankfurt)
NASDAQ
(elektronische Handelsplattform)

Hinweis: Der außerbörsliche Handel mit ETFs ist auch dann machbar, wenn die Börsen geschlossen sind. Zudem sind die Ordergebühren niedriger als direkt an der Börse. Wenn die Börsen geschlossen sind, sollten Anleger aber vorsichtig sein. Dann können Kauf- und Verkaufspreise weiter auseinanderliegen als bei geöffneten Börsen und der Handel kann teurer werden. Das hat mit den zeitweise mehr oder weniger Marktteilnehmern und der zunehmenden oder sinkenden Liquidität auf dem Markt zu tun.

Handelszeiten:

In der mitteleuropäischen Zeitzone startet der Handel um 9 Uhr und endet um 17:30 Uhr (London, Schweiz, XETRA, Borsa Italiana). Die New Yorker Börse ist zwischen 15:30 Uhr und 22 Uhr offen. An der Börse Stuttgart ist der Handel sogar zwischen 8 Uhr und 22 Uhr möglich.
Zwischen 8 Uhr und 10 Uhr ist aus europäischer Sicht die beste Zeit für den Handel im Raum Asien. Die beste Zeit für den Handel im Raum USA und für den MSCI World ist zwischen 15 Uhr und 18 Uhr.

Management: Wie unterscheiden sich ETFs von aktiven Investmentfonds
und was bedeutet das für den Handel?

ETFs können börsentäglich gehandelt werden und sind damit wesentlich liquider als aktiv gemanagte Investmentfonds. Das ist für Anleger besonders deshalb interessant, weil sie beim Verkauf schneller an ihr Geld kommen. Außerdem bestehen folgende Unterschiede.

  • ETFs bilden bestehende Indizes nach. Sie werden nicht aktiv verwaltet. 
  • Aktive Fonds haben dagegen ein Fondsmanagement, das den Fonds mit einzelnen Titeln immer wieder neu zusammensetzt. Das Fondsmanagement möchte die höchste Rendite erreichen und den Markt idealerweise übertreffen. 
  • Daraus entsteht der zweite Unterschied, nämlich die Kosteneffizienz. ETFs sind durch ihre niedrigen Gesamtkosten – der ETF Configurator liegt bei 0,43 % p. a. zuzüglich Fondskosten – weitaus kosteneffizienter als aktive Fonds. Je nach Index und dessen Performance können ETFs dabei ähnliche Renditen wie aktive Fonds erzielen. 

Bei ETFs ist der Handel – zumindest, wenn sie ihren Index physisch und somit eins-zu-eins oder sampelnd nachbilden – automatisiert. Sie kaufen exakt die Wertpapiere, die auch im Index enthalten sind. Und sie tauschen exakt die Wertpapiere aus, die auch der Index austauscht.

Bei synthetisch nachbildenden ETFs ist das etwas anders. Sie beinhalten andere Wertpapiere als der Index und vereinbaren mit einem Swap-Partner einen Renditetausch. Der eine erhält dann die Rendite des anderen. 

Bei aktiven Fonds, die sich nicht an einem konkreten Index orientieren, kümmert sich das Fondsmanagement um den Kauf von lohnenden sowie um den Verkauf von nicht mehr lohnenden Wertpapieren. Für das aktive Management fallen hohe Gesamtkosten an. Diese umfassen durchschnittlich 2,26 % im Jahr. 

ETFs haben das Ziel, mit dem Handel der Wertpapiere denkbar nah an die Rendite des Index heranzukommen. Aktive Fonds möchten den Markt wiederum übertreffen und eine höhere Rendite als der Markt erzielen. Genau dieser Aspekt ist interessant, weil Studien beweisen, dass die Fonds das meistens nicht schaffen und schlechter abschneiden.

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Replikation: Wie bilden ETFs ihren Index nach?

  • ETFs bilden ihren Index entweder physisch oder synthetisch nach. Das nennt man auch physische oder synthetische Replikation mithilfe von Swaps. 
  • Swaps beschreiben den Austausch zweier erzielter Renditen zwischen zwei Parteien. Die Wertpapiere im ETF sind andere als die im nachzubildenden Index. 
  • Die physische Replikation teilt sich in zwei Unterformen auf. Entweder, der ETF repliziert den Index eins-zu-eins oder er sampelt ihn. Beim Sampeln handelt der ETF nur mit den Wertpapieren, die sich wesentlich auf die Rendite des Index auswirken.

Beispiel 1: 

Ein physisch replizierender ETF bildet seinen Index eins-zu-eins ab. Das bedeutet, dass sich alle Wertpapiere, die im Index enthalten sind, auch im ETF wiederfinden.

Der Index könnte beispielsweise der DAX sein. Der DAX (Deutscher Aktienindex) setzt sich aus den Aktien der 40 größten, börsennotierten deutschen Unternehmen nach Marktkapitalisierung zusammen. Dementsprechend enthält ein DAX-ETF zu jeder Zeit Aktien dieser 40 Unternehmen. Der Anteil der einzelnen Aktien am Fondsvermögen des ETFs entspricht dem Gewicht im DAX.

Nun ändert sich der DAX von Zeit zu Zeit. Neue umsatzstarke Unternehmen kommen hinzu, bis dato vertretene Unternehmen verlassen den Index. Weil ein ETF diese Bewegungen nachvollzieht, hat er die entsprechenden Aktien nachzukaufen oder zu verkaufen. Hierbei entstehen Transaktionskosten, die die Rendite des ETFs mindern können. Das Problem dabei ist, dass die Transaktionskosten zunehmen, je mehr Titel der Index enthält und je mehr sich der Index dann verändert. Der ETF kann unter Umständen nicht mehr an die Rendite des Index herankommen und verfehlt sein Ziel.

Weil der DAX erstens eine überschaubare Anzahl an Unternehmen beinhaltet und sich zweitens nur selten stark verändert, ist das Problem nicht so umfassend. Bei anderen Indizes, die weitaus mehr Titel enthalten – beispielsweise der MSCI World oder S&P 500 – können die Transaktionskosten aber ein zu hohes Level erreichen.

In dem Fall sampelt der ETF nur. Bei dieser Unterform der physischen Replikation kauft und handelt der ETF nur die Wertpapiere, die sich wesentlich auf die Performance des Index auswirken. Das Prinzip des Kaufs und Verkaufs auf Basis dessen, wie sich der Index verändert, ist beim Samplen aber identisch.

Beispiel 2: 

Bei Indizes, die selbst beim Samplen zu hohe Transaktionskosten hervorrufen würden, führen ETFs meist eine synthetische Replikation aus. Das bedeutet, dass sie andere Wertpapiere kaufen und handeln, als sie im Index tatsächlich enthalten sind. Die Rendite des Index haben sie am Ende aber trotzdem – über den Swap, den Renditetausch. Dabei tauscht der ETF seine Rendite mit der Rendite eines Swap-Partners. Die Renditen, die der ETF-Anbieter dann auf Basis der gekauften Wertpapiere erzielt, reicht er an den Swap-Partner weiter. Der Swap-Partner reicht die Index-Rendite an den ETF weiter.

Auch wenn eine synthetische Replikation beim DAX nicht denkbar wäre, bleiben wir der Übersicht halber bei diesem Beispiel. Das Nachbilden auf Basis von Swaps würde bedeuten, dass der ETF andere Wertpapiere kauft als die Aktien der 40 DAX-Unternehmen. 

Es handelt sich um Wertpapiere, mit denen der ETF aller Voraussicht nach eine ähnliche Rendite wie der DAX erzielen kann. Auf der anderen Seite steht der Swap-Partner, der dem ETF die erzielte Rendite auf Basis des DAX zusichert. Am Ende tauschen der Swap-Partner und der ETF-Anbieter ihre jeweils erzielten Renditen aus. So verzeichnet der ETF auch ohne den Handel mit DAX-Wertpapieren die entsprechende DAX-Rendite. 

In der Realität findet die synthetische Replikation meist dann statt, wenn ETFs einen im Rahmen der Kosteneffizienz schwer darstellbaren Index nachbilden möchten. Mehr dazu und auch zur physischen Replikation lesen Sie im Artikel Replikationsmethoden bei ETFs. 

Wertentwicklung:
Wie entstehen die Kurse bei ETFs?

  • Anleger kaufen und verkaufen Anteile an ETFs an der Börse.
  • Angebot und Nachfrage bestimmen die Kurse, die entsprechend schwanken. Das gilt für die ETFs einerseits – wenn Sie direkt handeln – und die enthaltenen Aktien und Wertpapiere andererseits. 

Die Börse funktioniert nach einem marktwirtschaftlichen Prinzip – nämlich Angebot und Nachfrage. Die Kurse der ETFs entstehen grob vereinfacht auf der Basis, wie beliebt die Investition momentan ist. Je mehr Menschen an der Börse in einen ETF investieren, desto höher steigt sein Kurs. Je mehr Menschen ihre Anteile verkaufen, desto mehr sinkt der Kurs. 

In der Realität arbeiten Market-Maker (Börsenmakler) oder auch automatische Computersysteme daran, das Angebot und Nachfrage zusammenzubringen und daraus entsprechende Kurse zu definieren. Die Kurse können sich im Sekundentakt ändern. Der Kurs soll für die dahinterstehende Gesellschaft idealerweise den höchsten Umsatz erzielen

Hierbei ist auch der Spread interessant. Dabei handelt es sich um die Differenz zwischen dem Kauf und dem Verkaufspreis des ETF. Beispielsweise kann man Anteile an einem ETF für 65 € kaufen und zu 60 € verkaufen. Der Spread ist also 5 €. 

Der Spread ist abhängig vom Handelsvolumen. Kaufen und verkaufen also viele Anleger die dem Index zugrundeliegenden Wertpapiere, so ist der Spread beim Kurs des ETFs niedrig. Hohe Spreads kommen zustande, wenn es nur wenige Transaktionen gibt. Der Spread ist in zweierlei Hinsicht relevant

  1. Zum einen dann, wenn Sie persönlich mit ETFs handeln und dabei einen Spread zwischen Kauf- und Verkaufspreis haben. 
  2. Zum anderen gibt es die Spreads sozusagen „intern” im ETF. Der ETF handelt mit einzelnen Wertpapieren, um sich dem Index und dessen Rendite anzupassen. Auch hier besteht mit dem Spread eine Lücke zwischen den Kauf- und Verkaufspreisen der entsprechenden Wertpapiere.

Hinweis

Bei ETFs kann es sich deutlich mehr lohnen, über mehrere Jahre zu investieren, statt sie mit kurzen Fristen zu handeln. WeltSparen hat mit der Vermögensverwaltung vier Strategien entwickelt. Sie unterscheiden sich durch ihre Risikoprofile, da sie entweder zu verschiedenen Verhältnissen in Aktien und Anleihen oder nur in Aktien investieren.

Möchten Sie Ihr ETF-Portfolio lieber selbst zusammenstellen, können Sie unseren ETF Configurator nutzen. Wählen Sie aus über 180 ETFs bis zu 10 passende Fonds für Ihr Portfolio aus und profitieren Sie von einem kosteneffizienten Investment mit nur 0,43 % zuzüglich Fondskosten p. a.

Fazit

Grundsätzlich sind Investitionen in ETFs durch die mit ETFs verbundene Einfachheit, Diversifikation und Kosteneffizienz empfehlenswert. Hinter den Kulissen handelt es sich aber doch um etwas komplexere Produkte. Replikationsmethoden und Kosten wirken sich auf die Performance des ETFs aus. Diese soll nah an die des Index herankommen. Und die Performance wirkt sich wiederum auf den Kurs aus, der sich aus Angebot und Nachfrage ergibt und schwanken kann.

Gut Basierend auf 7.176 Bewertungen