05.06.2018 | ca. 7 min. Lesezeit | Artikel drucken

Vom Gewürz- zum Hochfrequenzhandel – Eine kurze Geschichte der Börse

Seit der Entstehung der ersten Börsen hat sich einiges für Anleger verbessert. Eine kurze Geschichte der wichtigsten Ereignisse rund um den Börsenhandel gehört zu den Grundlagen für Investoren und alle, die es werden wollen.  

Digitalisierte und automatisierte Geldanlagen machen Investieren heutzutage kinderleicht. Das war nicht immer so. Die Entstehung der ersten Börse ist auf das 14. Jahrhundert in Brügge zurückzuführen. Damals trafen sich Kaufleute zum Handeln von Waren und Lebensmitteln. Im Jahr 1531 wurde im belgischen Antwerpen schon mit Krediten und Anleihen gehandelt. Aktien gab es damals noch nicht. Seitdem hat sich viel getan. Eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Meilensteine macht deutlich, wie kompliziert investieren früher noch war.

Die erste Aktiengesellschaft

Die ersten Investoren, die sehr große Gewinne mit Aktien einfahren konnten, kamen aus den Niederlanden. Auf dem Höhepunkt des Imperialismus gab es zu Beginn des 17. Jahrhunderts einen regen und lukrativen Handel mit Gewürzen aus Indonesien. Die Schiffsreisen dorthin waren allerdings mit hohen Risiken verbunden, wie z.B. Piraterie, schlechtes Wetter und eine schwierige Navigation. Die größten Unternehmen schlossen sich zur Vereinigten Ostindischen Handels-Kompanie (VOC) zusammen und gaben Anteile des Unternehmens in Papierform aus, um Geld von Investoren einzusammeln. Mit dem Erlös konnten die Unternehmen ihre Schiffe instandhalten und die Besatzung ausstatten.

Wohlhabende Kaufleute gehörten zu dem exklusiven Investorenkreis. Sie konnten das Risiko einer Investition auf mehrere Unternehmen streuen und die Anteilsscheine untereinander handeln. Außerdem konnten sie Dividendenzahlungen einnehmen, die aus den Erträgen der Schiffsreisen generiert wurden. Auch für die Unternehmen hat sich der Handel mit den Anteilsscheinen gelohnt. Die erfolgreichen unter ihnen konnten einen höheren Preis pro Anteil verlangen und somit ihre Flotte vergrößern. Ganze Provinzen und Städte profitierten von diesem Modell, das sich schnell auch in Großbritannien und Frankreich durchsetzte. Die VOC ging als Vorreiter moderner Aktiengesellschaften in die Geschichte ein.

Weil es in England noch keine Börsen gab, trafen sich Händler und Investoren in Londoner Coffee Shops, um Anteilsscheine zu handeln. Dort wurde die Ausgabe von Schuldscheinen und zum Verkauf stehende Aktien in einem Aushang veröffentlicht oder in der Zeitung ausgeschrieben. Doch es gab noch keine Regulierung für die Ausgabe von Aktien und niemand konnte legitime Unternehmen von Betrügern unterscheiden. Die erste Börse in London wurde erst 1773 eröffnet und begrenzte sowohl die Ausgabe als auch den Handel von Aktien, um Missbrauch zu vermeiden. Nach der Gründung der London Stock Exchange 1801 wurde die britische Hauptstadt schnell zum größten und wichtigsten Handelsplatz in Europa.

Die Geburt der mächtigsten Börse der Welt

Im Jahr 1790 entstand in Philadelphia die erste Börse der USA. Die New Yorker Stock Exchange (NYSE) wurde nur zwei Jahre später gegründet und entwickelte sich aufgrund ihres Standortes schnell zur mächtigsten Börse der Welt. Ihr Sitz an der Wall Street in Manhattan lag nicht nur mitten im Handelszentrum des ganzen Landes, sondern ist auch der Sitz der größten Banken und Unternehmen.

In den 1920er Jahren wuchs die Wirtschaft der USA in zuvor nie dagewesenem Ausmaß. Der Wirtschaftsboom führte zu mehr Wohlstand in der Bevölkerung und zu ausufernden Spekulationen an der Börse. Auch Kleinanleger waren mit von der Partie und refinanzierten ihre Spekulationen durch Kredite. Die Euphorie entlud sich am 24. Oktober 1929, der als „Schwarzer Donnerstag“ in die Geschichte der Börse eingehen sollte und die Weltwirtschaftskrise einleitete. Die Kurse brachen in den folgenden Handelstagen radikal ein und der Dow Jones Industrial Average Index verlor mehr als die Hälfte seines Wertes. Es dauerte etwa 25 Jahre, bis der Dow Jones sein Hoch aus dem Jahr 1929 zurückerobern konnte. Einen Börsen-Crash dieser Dimension gab es erst wieder knapp 80 Jahre später, als in Folge der globalen Finanzkrise die Börsen weltweit ähnlich stark einbrachen.

 

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Die 10 größten Börsen nach Marktkapitalisierung

  1. New York Stock Exchange
  2. BATS Global Markets
  3. Nasdaq Inc
  4. Shanghai Stock Exchange
  5. Shenzhen Stock Exchange
  6. Japan Exchange Group
  7. Hong Kong Exchanges and Clearing
  8. Korea Stock Exchange
  9. BATS Chi-x Europe
  10. London Stock Exchange

Stand: April 2018

Börse in Deutschland

In vielen anderen Ländern, darunter auch Deutschland, Frankreich, Schweiz, Südafrika, Hong Kong und Australien, entwickelten sich eigene Börsenplätze. Große Unternehmen aus der ganzen Welt bemühten sich jedoch um eine Listung an den etablierten Börsen in London und New York.

Der wichtigste deutsche Handelsplatz entstand in Frankfurt am Main. Dort wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch überwiegend Schuldverschreibungen gehandelt, Aktien galten als beliebtes Spekulationsobjekt. Während des ersten Weltkrieges wurde der Handel mit ausländischen Wertpapieren eingestellt und Frankfurt konnte erst nach der Währungsreform und der Handelserlaubnis zu Beginn der 50er Jahre wieder als internationale Börse an Ansehen gewinnen.

Elektronische Börsen und Hochfrequenzhandel

Die exponentielle Steigerung der Rechenleistung von Computern hat den Börsenhandel radikal verändert. Im Jahr 1971 ging mit der National Association of Securities Dealers Automated Quotations, kurz NASDAQ, die erste vollelektronische Börse an den Start. Diese Börse hat keinen physischen Standort mehr, sondern besteht aus einem Netzwerk mehrerer Hochleistungsrechner. Der elektronische Handel macht Börsengeschäfte effizienter und reduziert den Preisunterschied von Wertpapieren, wie sich durch Angebot und Nachfrage beim Börsenhandel zustande kommen – auch als Geld-Brief-Spanne  (engl. Bid-Ask-Spread) bezeichnet.

Nicht nur die Börsen entwickelten sich weiter, sondern auch die Broker. Der Hochfrequenzhandel treibt den elektronischen Börsenhandel auf die Spitze. Dabei werden Börsenorder mit hohen Umsätzen von hochleistungsfähigen Computern in Sekundenschnelle gehandelt. Durch minimale Preisunterschiede an unterschiedlichen Handelsplätzen können damit Gewinne generiert werden.

Die New Yorker Börse musste sich durch die Konkurrenz des vollelektronischen Handels modernisieren. Dies gelang ihr durch ein eigenes Listing an der Börse und der Fusion mit der europäischen Börse Euronext 2007. Damit gelang es der NYSE, sich als globaler Player und erster transatlantischer Handelsplatz von der US-Wirtschaft zu emanzipieren und weiter zu wachsen. Ihre Marktkapitalisierung ist größer als die der Börsen in Tokio, London und NASDAQ zusammen. Die Londoner Stock Exchange und die Frankfurter Börse wollten der NYSE ihre Vormachtstellung mit einer eigenen Fusion 2017 streitig machen, die jedoch an einem Verbot der EU wegen der Einschränkung des Wettbewerbs gescheitert ist.

Früher war nicht alles besser

Investitionen mit Wertpapieren sind immer auch mit Risiken verbunden, doch seit der Entstehung der ersten Börsen hat sich viel getan. Für Anleger ist Investieren viel transparenter geworden. Außerdem war es noch nie so einfach, an der globalen Wertentwicklung der Aktienmärkte zu partizipieren.

 

Risikohinweis: Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Der Wert der vermittelten ETF und Indexfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen und folgenden Risiken: 1. Allgemeine Risiken von Kapitalanlagen (wie Konjunkturrisiko, Zinsänderungsrisiko), 2. Wertpapierspezifische Risiken (wie Aktienkursrisiko, Bonitätsrisiko), 3. Spezielle Risiken von Anlagen in Investmentfondsanteile, 4. Spezielle Risiken von Anlagen in ETFs und Indexfonds, 5. Spezielle Risiken bei der Abwicklung von Wertpapieraufträgen. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Risiken finden Sie hier.