15.06.2020 | ca. 4 min. Lesezeit | Artikel drucken

Wie die Corona-Pandemie die Gleichberechtigung bremst

Während sich durch das Coronavirus im Alltag einiges verändert, bleibt eine Sache unverändert: Die traditionelle Rollenverteilung. Sie bestimmt auch während den Einschränkungen den Alltag, wie eine repräsentative Umfrage von WeltSparen, der Plattform für Geldanlage, beleuchtet. 

Die Umfrage wurde initiiert, um mehr über die Auswirkungen der vorgeschriebenen Einschränkungen gegen das Coronavirus im Alltag der Deutschen zu erfahren. Vielleicht haben Sie selbst erlebt, was es bedeutet, mit der Familie auf engstem Raum zusammenzuleben und gleichzeitig vom Küchentisch aus zu arbeiten. Nun, wäre das nicht die große Chance, klassische Geschlechterrollen weitestgehend aufzulösen?

Insbesondere wenn beide Elternteile von zu Hause aus arbeiten können, können sich Vater und Mutter die Aufgaben im Haushalt doch teilen. Theoretisch ja. Aber gemäß unserer Befragung von 2000 Personen führt die Heimarbeit tendenziell zu einer traditionellen Arbeitsteilung. Die moderne Frau verbringt zwar nicht mehr so viel Zeit mit Putzen, Kochen und Waschen. Das heißt aber nicht, dass der moderne Mann hier im gleichen Umfang gleich viel oder mehr leistet.

Obwohl sich die Männer beteiligen, landet ein Großteil der „häuslichen“ Arbeit aber noch immer direkt auf den Schultern der Frauen – darunter auch Backen und Waschen. Mehr als 50 % der Frauen backen ein Mal oder mehr pro Woche. Während noch mehr als 50 % der Männer einmal pro Woche waschen, waschen mehr Frauen zwei oder mehr Male pro Woche. Dabei ist außerdem zu berücksichtigen, dass der jeweilige Anteil der beruflichen Arbeit hier nicht einkalkuliert ist. Die klassische Rollenverteilung und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung scheint hier weiterhin festzustehen, obwohl ihre Legitimität schon lange ins Schwanken geraten ist.

Gender Gap variiert

Je weniger in Haushalten geputzt wird, desto kleiner sind tatsächlich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Beim Thema Küchenreinigung putzen Mann und Frau bis zur zweimaligen Ausführung der Aufgabe gleich oft. Ähnlich so bei der Aufgabe Badezimmer reinigen und Küche putzen. Beim Staubsaugen besteht die Geschlechterparität sogar bis zu dreimal. Je häufiger aber Aufgaben im Haushalt erledigt werden, desto öfter tun dies Frauen. Denn spätestens nach dreimal übernahmen die Frauen die Arbeiten rund um den Haushalt wesentlich öfter.

Die Coronavirus-Pandemie rückt das Thema klassische Rollenverteilung also weiter in den Fokus. Die Notwendigkeit, dass jeder im Haushalt mit anpackt, war selten so groß wie in den letzten Monaten – besonders, wo Familien keine zusätzlichen Hilfen in Anspruch nehmen können, die sie normalerweise von Großeltern, Nachbarn, Tanten und Onkeln oder Kindermädchen oder Reinigungshilfen erhalten würden. Die Krise ist somit eine Chance, um bestehende Geschlechterrollen und -normen auszugleichen.

Denn die erlebten Umstände, zusätzlich zu den regulären Hausarbeiten sowie dem Waschen und Putzen, haben sich für viele – insbesondere Familien – als zusätzliche Belastung herausgestellt. Nach den Ergebnissen unserer Umfrage hat sich die Work-Life-Balance in der Tat für die Mehrheit jener, die aus dem Homeoffice arbeiten, verbessert: Jedem zweiten Befragten gelingt der Balanceakt besser als zuvor. Jeder Dritte gibt allerdings an Berufs- und Privatleben weniger gut in Einklang bringen zu können, speziell Frauen sehen sich oft überfordert. Wenn frau hauptsächlich alleine Familie, Beruf und Haushalt unter einen Hut bringen muss, verwundert es nicht, dass die Ausgewogenheit auf Dauer aus dem Ruder geraten kann.

Retter in der Not: Alles, was entspannt

Wie hält man unter allen Umständen eine ausgeglichene Balance von Arbeit und Freizeit? Die wichtigsten Ratschläge sind im Grunde genommen schnell umrissen. Zur Entlastung beim Erledigen der Aufgaben im Haushalt kann die Erstellung einer Liste, mit allen Aufgaben und deren Aufteilung hilfreich sein. Schnell wird klar, dass niemand alles auf der Liste erledigen kann und muss. Bei der Aufteilung geht es auch nicht um die Aufgaben an sich, sondern darum, dass jede Person im Haushalt definierte Verantwortlichkeiten übernimmt, sodass man nicht weiter darüber nachdenken muss. So lässt sich das „häusliche Ökosystem“ wesentlich harmonischer aufrechterhalten. Des Weiteren gilt es, sich Tag um Tag neuen Raum zum Atmen zu geben, sodass neben der Arbeit noch Zeit für das Privatleben bleibt. Der sprichwörtliche Termin mit sich selbst.

Wichtig ist in jedem Fall, dass man tut, was einem Freude macht, entspannt und aus dem man neue Kraft für den nächsten Tag schöpft. Und wenn schließlich die Familie auf dem Programm steht, die nach Feierabend berechtigt ihren Tribut zollt, so sollte dies mit der richtigen Work-Life-Balance auch leichter von der Hand gehen.

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