01.06.2018 | ca. 4 min. Lesezeit | Artikel drucken

Die 6 wichtigsten Geschäftsfelder von Fintechs

In Deutschland gibt es etwa 700 Unternehmen, die die Prozesse von Banken und Versicherungen für das 21. Jahrhundert modernisieren. Vom Proptech über Financing zum Insuretech: Hier sind die 6 wichtigsten Geschäftsfelder der Fintechs.

Blicken wir wenige Jahre in die Zukunft: Niemand sucht mehr nach seinem Versicherungs-Schein in einem verstaubten Aktenordner. Bankfilialen existieren nicht mehr. Für Zahlungsaufträge, Versicherungswechsel oder Investitionen am Kapitalmarkt genügt ein Blick auf das Smartphone. Mit wenigen Klicks oder Swipes können Bankgeschäfte aller Art abgewickelt werden und es bleibt mehr Zeit für wichtigere Dinge im Leben.

Vieles aus diesem Szenario ist bereits Realität. Die Benutzerfreundlichkeit der Apps von Fintech-Unternehmen wird in gleichem Maße zunehmen, wie die Hürden der Nutzer abnehmen werden, Finanzgeschäfte online und von unterwegs auszuführen. Viele Millennials, also die Geburtenjahrgänge im Zeitraum von etwa 1980 bis 2000, haben in ihrem Leben nicht ein einziges Mal eine Bankfiliale besucht und werden das voraussichtlich auch nie tun müssen.

Das Wort Fintech ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern „Financial Services“ und „Technology“ und beschreibt meist junge Unternehmen, „die mit Hilfe technologiebasierter Systeme spezialisierte und auf bestimmte Kundengruppen zugeschnittene Finanzdienstleistungen anbieten“, lautet die Definition der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

Hinter dieser sperrigen Umschreibung verbirgt sich das Prinzip, komplizierte Bankprozesse mit kundenfreundlichen, schnellen und bequemen Anwendungen zu vereinfachen. Fintechs setzen auf Digitalisierung und Personalisierung. Dabei stehen sie nicht unbedingt in Konkurrenz zu Banken, Versicherungen und Vermögensverwaltern, sondern ergänzen auch deren Angebot. Bereits 70 % aller Finanzdienstleister haben Kooperationen zu Fintechs aufgebaut.

Fintechs treiben also den digitalen Fortschritt voran. Einer aktuellen Studie zufolge wurden seit 2013 knapp zwei Billionen EUR allein in deutsche Fintechs investiert. Insgesamt gibt es hierzulande etwa 700 Fintechs. Allein im Jahr 2016 wurden 171 Fintechs gegründet. Im vergangenen Jahr waren es nur 30. Der starke Rückgang der Neugründungen legt nahe, dass nach der Phase der massenhaften Unternehmensgründungen nun der Kampf um Marktanteile die Branche in den kommenden Jahren prägen wird.

6 Geschäftsfelder deutscher Fintechs

  1. Proptech: 178 aller Fintech-Unternehmen sind der Kategorie Proptech zuzuordnen. Das sind Fintechs, die sich auf den Immobilienmarkt spezialisiert haben und sich mit Planung, Ankauf, Entwicklung und dem Verkauf von Immobilien beschäftigen.
  2. Financing: Weitere 154 Unternehmen kommen aus dem Bereich Financing. Hier werden Kreditgeber und -nehmer auf einfache Weise zusammengebracht, z.B. durch Crowdlending und Crowdsourcing. Fast ein Drittel aller Venture-Capital-Investitionen fließen in diese Kategorie.
  3. Insuretech: Auf den Versicherungs-Sektor haben sich 73 Unternehmen spezialisiert. Eines der führenden Insuretechs in Deutschland ist das Vergleichsportal Check24. Auch die Online-Giganten Alibaba aus China und Amazon wollen in den Vertrieb von Versicherungen einsteigen.
  4. Investment: 61 Unternehmen bieten Dienstleistungen im Bereich Investment an, wie z.B. den ETF Robo. Dabei können Anleger mittels ETFs und Indexfonds in ein breit gestreutes Portfolio aus Aktien und Anleihen investieren.
  5. Payment: Weitere 51 Unternehmen konzentrieren sich auf alternative Zahlungsmethoden (Payment).
  6. Savings: Wie Zahlen der Bundesbank belegen, liegen über 2,3 Billionen EUR in Form von Bankeinlagen (Savings) auf den Konten der deutschen Bürger. Mit Fintechs wie WeltSparen wird es für Sparer einfacher, attraktive Zinsangebote europaweit zu vergleichen.

Darüber hinaus gibt es 182 weitere Fintechs in Deutschland, die nicht haarscharf in eine dieser Kategorien eingeordnet werden können.

Die meisten deutschen Fintechs (228) sind in Berlin ansässig und konnten bereits über eine Milliarde EUR in über 200 Finanzierungs-Runden von Venture-Capital-Investoren einsammeln. Das zeugt von dem enormen Innovations- und Wachstumspotenzial, den die Investoren der Branche zusprechen. Weitere Knotenpunkte für Fintechs in Deutschland sind München (84), Frankfurt (84) und Hamburg (67).

Dem aktuellen Fintech100 Report von KPMG und H2 Ventures kommen die drei innovativsten Fintechs aus China. Der Report zeichnet die 50 besten etablierten Fintechs sowie 50 aufstrebende Fintechs aus 29 unterschiedlichen Ländern aus. Auch deutsche Unternehmen sind vertreten: Neben Kreditech, Funding Circle und solarisBank schafften es auch die Fintechs Clark und WeltSparen (Raisin) in die Kategorie der aufstrebenden Fintechs.

 

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