14.09.2020 | ca. 11 min. Lesezeit | Artikel drucken

Aktiensplit: Wann geht die Kursrally von Tesla und Apple in die nächste Runde?

Technologie-Aktien steigen überdurchschnittlich stark im Kurs. Die beiden Schwergewichte Tesla und Apple führten einen Aktiensplit durch, um den Preis für Anleger wieder attraktiver zu machen. Aber hat das die Kursrally beschleunigt? Und welche Aktien könnten als nächste einen Split durchführen?

Der Aufschwung an den globalen Aktienmärkten nach dem Corona-Crash im April 2020 steht nicht gerade auf einem breiten Fundament. Er wird überwiegend von Technologie-Aktien wie Microsoft, Apple und Amazon angetrieben. Der US-Onlinehändler ist mittlerweile an der Börse etwa 1,6 Billionen US-Dollar wert und gilt als einer der größten Profiteure der Corona-Krise. Der US-Aktienindex S&P 500 hat die Verluste aus der Corona-Krise mehr als wett gemacht und befindet sich auf einem neuen Allzeithoch (Stand: 14.09.2020).

Ein Grund für das starke Interesse der Investoren am Aktienmarkt ist einerseits der Mangel an Alternativen durch das anhaltende Zinstief. Andererseits haben Regierungen und Zentralbanken auf der ganzen Welt Wirtschaft und Märkte in bislang ungeahntem Ausmaß mit Milliarden unterstützt. Diese Unmengen an Liquidität fließen auch in den Aktienmarkt, viel davon in den Technologiesektor, in der Hoffnung auf steigende Renditen. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob die stark steigenden Kurse beim Autohersteller Tesla und dem iPhone-Produzenten Apple gerechtfertigt sind und weiter anhalten können.

Tesla-Aktie beendet Höhenflug nach Aktiensplit

Die Aktie des US-Amerikanischen Autoherstellers Tesla legte im Jahr 2020 eine beispiellose Rally hin. Der Titel startete ins Jahr mit einem Wert von 430 USD an der US-Technologie-Börse Nasdaq und hat sich seitdem mehr als vervierfacht. Eine einzige Tesla-Aktie notierte vor dem Aktiensplit Ende August sogar über der Marke von 2.000 US-Dollar. Für Privatanleger sind solche Preise kaum noch erschwinglich. Tesla daher beschlossen, einen Aktiensplit durchzuführen.

So funktioniert der Tesla-Aktiensplit:

Beim Split wurden die Aktien im Verhältnis von 1:5 getauscht. Der Kurs einer einzelnen Aktie wurde hingegen durch fünf geteilt. So bleibt der Wert in den Depots der Anleger stabil, nur die Anzahl der Aktien wird verfünffacht. Wer also eine Tesla-Aktie besitzt, hält nach dem Aktiensplit fünf Tesla-Aktien.

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Von der Ankündigung des Aktiensplits am 11. August ist der Kurs der Aktie bis Ende August um mehr als 50 % gestiegen. Doch die Erwartungen auf eine Fortsetzung der Kursrally wurden vorerst enttäuscht. Nach dem Aktiensplit ließ der Kurs der Tesla-Aktie um mehr als 20 % nach. Aber warum?

Der Aktiensplit ändert nicht den zugrunde liegenden Wert des Unternehmens; er senkt nur den Kurs der Aktie, um sie für neue Investoren und Mitarbeiter erschwinglicher zu machen. Dass Anleger sich vor dem Split auf die Aktie gestürzt haben ist daher irrational und spekulativ, da sich die fundamentalen Unternehmensdaten nicht geändert haben: Tesla verkauft nicht plötzlich mehr Autos. Die Produktionskosten sinken nicht und auch die Nachfrage nach ist nicht explodiert. Ein Rückgang des Aktienkurses war also nach dem vorangegangenen Kursanstieg überfällig.

Ist die Tesla-Bewertung gerechtfertigt?

Tesla-Aktie: Immer mehr Anleger steigen jetzt ein.
Tesla-Aktie: Immer mehr Anleger steigen jetzt ein.

Als eine Ursache für den kontinuierlichen Anstieg der Aktie seit Jahresbeginn gilt der Wettbewerbsvorteil von Tesla bei der Entwicklung von Elektroautos im Vergleich zu den großen, traditionellen Herstellern wie VW oder Daimler, die in dem Bereich aufgrund veralteter Strukturen und einer starken Pfadabhängigkeit als zu behäbig gelten.

Das mag stimmen oder auch nicht. Es bleibt die Frage, ob eine derart hohe Bewertung von Tesla am Aktienmarkt gerechtfertigt ist? Das Unternehmen wird im laufenden Jahr vermutlich 30 Milliarden USD Gewinn machen. Das ist nicht wenig. Doch die US-Konkurrenz in Form von Fiat Chrysler, Ford und General Motors wird voraussichtlich jeweils über 100 Milliarden USD einfahren. Müssten diese Unternehmen an der Börse daher nicht mehr wert sein als Tesla?

Die Realität sieht anders aus: Derzeit ist Tesla nach Marktkapitalisierung vier Mal so viel Wert wie die drei großen Detroiter Autohersteller zusammen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg vorrechnet! Mag sein, dass Tesla die Automobilbranche durch innovative und nachhaltige Antriebstechnik eines Tages revolutioniert. Aber wann es so weit sein wird, steht noch in den Sternen.

Gewinnt Tesla den Kampf gegen die Shortseller?

Die Tesla-Aktie hat sich seit Jahresbeginn etwa vervierfacht. Angesichts der astronomisch hohen Unternehmensbewertung ist fraglich, ob die Tesla-Aktie rasanten Anstieg fortsetzen kann: Von 33 Analysten raten nur noch 8 zum Kauf der Aktie, während 15 das Prädikat „Halten“ ausgeben. Die meisten Analysten an der Wall Street, insgesamt zehn an der Zahl, wetten daher gegen Tesla. Sie raten zum Verkauf der Aktie.

Aufgrund der hohen Volatilität der Aktie war Tesla schon immer ein beliebtes Ziel von Shortsellern (auch Leerverkäufer genannt). Das sind Investoren, die sich die Aktie leihen und verkaufen, in der Hoffnung, sie irgendwann zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen. Doch bislang geht die Wette nicht auf: Da Leerverkäufer mehr Geld verlieren, wenn der Aktienkurs steigt, waren die Shortseller in diesem Jahr oft dazu gezwungen, die Aktie zurückzukaufen, um ihre Position zu decken und weitere Verluste zu vermeiden. Dieses auch als „Short Squeeze“ bekannte Phänomen kann die Aktie noch weiter nach oben treiben. In einem hämischen Tweet und Seitenhieb an die Shortseller verkündete der exzentrische Tesla-Gründer Elon Musk scherzhaft den Vertrieb von roten Satin-„Shorts“ (siehe Tweet).

Elon Musk twittert gegen Shortseller.
Elon Musk twittert gegen Shortseller. (Quelle: Twitter)

 

Wann gelingt Tesla der Aufstieg in den S&P500?

Elon Musk kann sich die gute Laune durchaus erlauben: Nach vielen verlustreichen Jahren sieht es derzeit danach aus, als könnte Tesla in diesem Jahr vier Quartale in Folge einen Gewinn in den Büchern verzeichnen. Damit würde sich der Elektroautohersteller für die Aufnahme in den S&P 500 Index qualifizieren, einem der wichtigsten Aktienindizes auf der Welt. Wenn das passiert, muss jeder Indexfonds, der den S&P 500 abbildet, Tesla-Aktien kaufen. Dies könnte dazu führen, dass die Aktie ihren Höhenflug fortsetzt. Andererseits sehen Beobachter darin auch ein Risiko: Obwohl noch gar nicht feststeht, ob der Aufstieg in den S&P 500 gelingt, haben sich viele Anleger bereits im Vorfeld mit Aktien eingedeckt. Falls die Erwartungen enttäuscht werden, könnte die Aktie einen Kurssturz erleben. Beim vergangenen Quartalstermin im September gelang der Aufstieg nicht. Doch Tesla bleibt vorerst Aufstiegskandidat. Die Spekulation um den Einzug der Aktie in den S&P 500 könnte daher bis zum nächsten Quartalstermin weitergehen.

Unabhängig davon, ob der Aufstieg in den S&P 5000 Index gelingt oder die Shortseller die Aktie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, wird klar, dass Tesla an der Börse eher von Spekulationen getrieben wird als von verlässlichen Unternehmenskennzahlen.

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Apple-Aktiensplit: Was geschieht mit Kurs und Dividende?

Der Aktien-Split bei Apple erfolgt am 31. August 2020.
Der Aktiensplit bei Apple erfolgte am 31. August 2020. Photo by Štefan Štefančík on Unsplash

Der Kurs der Apple-Aktie steigt im laufenden Jahr ebenfalls stark an. Der Wert notiert derzeit bei etwa 96 EUR (14.09.2020). Apple hat den Kurs durch einen 4-für-1-Aktiensplit Ende August geviertelt, um das Gewicht der Aktie im wichtigen Dow Jones Industrial Average Index zu reduzieren. Es ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass der Tech-Riese seine Aktien aufteilt. Für jede Apple-Aktie, die Anleger vor der Teilung besessen haben, erhalten sie insgesamt vier Aktien.

Apple hat für die Zeit nach der Aufspaltung noch keine Dividende ausgerufen. Analog zum Aktienkurs könnte die neue Dividende vermutlich aber auch durch vier geteilt werden. So zahlte Apple beispielsweise Anfang August eine Dividende von 0,82 US-Dollar pro Aktie. Aber auch eine Anhebung der Dividende im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist wahrscheinlich, da Apple seinen Aktionären in der Vergangenheit Jahr für Jahr eine höhere Dividende ausgezahlt hat.

Wie geht es für die Apple-Aktie nach dem Split weiter?

Dies ist Apples fünfter Aktiensplit seit dem Börsengang. Und frühere Splits waren ein Hit bei den Anlegern. Im Juni 2014 wurden die Apple-Aktien nach einem Aktiensplit von 7 zu 1 bei 94 USD gehandelt. Innerhalb eines Jahres waren die Aktienkurse um fast 37 % auf 129 USD gestiegen.

Doch auch hier gilt: Vergangene Wertentwicklungen sind kein Indikator für zukünftige Entwicklungen. Direkt nach dem Split ging es für die Aktien zunächst einmal rund 15 % bergab. Der langfristige Erfolg des Unternehmens hängt nicht vom Aktiensplit, sondern von neuen und innovativen Produkten ab.

Bringt das iPhone 5G den nächsten Wachstumsschub?

Ältere Modelle werden in den Wachstumsmärkten weiter vermarktet.
Ältere iPhones verlieren an Wert.

Zu den wichtigsten Wachstumstreibern zählt das 5G iPhone, das im Herbst auf den Markt kommen dürfte. Die neue Technologie, die es iPhones ermöglichen wird, sich mit der nächsten Generation superschneller drahtloser Netzwerke zu verbinden, könnte ein großer Fortschritt werden, der viele Nutzer dazu veranlassen könnte, sich das neueste iPhone zuzulegen. Das ergibt allerdings nur dann wirklich Sinn, wenn die Nutzer in ihrem Land auch tatsächlich auf ein funktionierendes 5G-Netz zugreifen können. In Staaten der Asien-Pazifik-Region, in Südkorea sowie in Japan und in den USA dürfte die Rechnung aufgehen. In weiten Teilen Europas und in Deutschland hinkt die Entwicklung des neuen Mobilfunk-Standards hinterher.

Nicht nur der Absatz des neuen iPhones hängt von der Verfügbarkeit von 5G ab. Auch auf Dienste wie Apple Arcade für Computerspiele und Apple TV ist das Unternehmen zunehmend angewiesen, um Umsatz zu machen.

Weiterverkauf älterer iPhones als Umsatztreiber?

Ältere und billigere iPhones könnten eine wichtige Rolle in Apples Zukunft spielen. Diese werden für einen Bruchteil des Preises an Nutzer in Wachstumsmärkten verkauft und könnten dort den Marktanteil von Apple (insgesamt nur 8 %) erhöhen. Im wichtigen Wachstumsmarkt Indien hat Apple einen Marktanteil von nur einem Prozent. Zum Vergleich: In den entwickelten Industrienationen liegt der Anteil bei 35 %. Ob sich die rasante Rally der Apple-Aktie mit dieser Wiederverkaufsstrategie fortsetzen lässt, erscheint mehr als fraglich. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis war die Aktie zuletzt im Jahr 2007 so teuer, als das Unternehmen das erste iPhone herausgebracht hat. Bloomberg-Analyst und langjähriger Autor der Financial Times, John Authers, ist daher skeptisch:

„Angesichts der Tatsache, wie viel Wachstum bereits eingepreist ist und wie schwierig es sein wird, ein neues Produkt zu finden, das wie das iPhone als Game-Changer fungiert, scheint dies zu optimistisch zu sein.“(Analyst John Authers / Bloomberg)

Achtung: Dieser Artikel beinhaltet keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung, sondern dient einzig der Informationsvermittlung. Investitionen in Einzelaktien bergen aufgrund der hohen Volatilität und geringer Diversifikation ein erhöhtes Risiko. Mit einem global diversifizierten Portfolio können Anleger diesem Risiko entgegenwirken. Mehr zum Thema Diversifikation erfahren Sie hier.  

Aktiensplit ist kein Grund für oder gegen eine Investition

Amazon, Alphabet, Microsoft und Facebook gelten ebenfalls als Kandidaten für einen Aktiensplit. Anleger sollten sich aber aus den oben genannten Gründen nicht für oder gegen den Kauf einer Aktie entscheiden. Die starken Kursanstiege der Aktien von Tesla und Apple vor dem Split lockten viele Privatanleger an, die auf den Zug aufspringen und sich eine schnelle Rendite erhoffen. Doch oftmals sind die Kurse eher von irrationalem Handeln, von Euphorie und Spekulation getrieben. Viele optimistisch stimmende Entwicklungen und Aussichten der beiden Unternehmen waren vermutlich vor dem Split bereits in den Aktienkursen eingepreist. Wer zu spät in der Hoffnung auf eine Fortsetzung des Kursfeuerwerks eingestiegen ist, wurde von den eigenen überzogenen Erwartungen enttäuscht, denn beide Aktien verloren nach dem Split zunächst deutlich an Wert.

Technologie-Aktien kaufen – aber Risiko senken

Mit einem breit diversifizierten ETF-Portfolio können Anleger in die großen Tech-Unternehmen wie Apple investieren, ohne sich dabei dem Einzelwert-Risiko auszusetzen. Mit dem Raisin Invest ETF Robo investieren Sie in etwa 10.000 weitere Aktien. So können Sie das Risiko streuen und langfristig von der Wertentwicklung des Gesamtmarktes profitieren.

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Quellen: Reuters (Link), Bloomberg (Link), CNN (Link), Forbes (Link), Nasdaq (Link), Techwire, Investopedia (Link), Golem (Link), Motley Fool (Link), Twitter (Link).

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