08.10.2015 | ca. 4 min. Lesezeit | Artikel drucken

Wie sicher ist Festgeld im europäischen Ausland? Daniel Franke, Gründer und Vergleichsportalexperte, im WeltSpar Interview

Heute freuen wir uns sehr, das Interview mit Gründer Daniel Franke weiterführen zu können.

Daniel Franke

Herr Franke, heute setzen wir unser Interview fort. Das letzte Mal ging es um die Zinsunterschiede zwischen großen und kleinen Banken in Deutschland. Heute wollen wir mal einen Blick ins Ausland werfen und in die Zukunft.

Daniel Franke, 40 Jahre alt, ist gelernter Marketingkaufmann und hat sich vor zehn Jahren unter Franke-Media.net selbstständig gemacht. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist der Betrieb redaktioneller Vergleichsportale. Das bekannteste davon, Tagesgeldvergleich.net, gehört heute zu den reichweitenstärksten Portalen für Tages- und Festgelder am deutschen Markt. Mit seiner hauseigenen Redaktion legt Herr Franke derzeit besonderen Wert auf qualitativ hochwertige Tests, für die eigene Testschemen konzipiert und umgesetzt werden.

Sie empfehlen auch Anbieter, die Festgelder von Banken im europäischen Ausland vermitteln. Gilt dort auch eine Einlagensicherung?
Alle Staaten der EU haben mindestens eine gesetzliche Einlagensicherung – harmonisiert nach EU-Vorgaben. Die Finanzierung dieser Sicherungstöpfe wird in allen Ländern gerade gemäß den EU-Beschlüssen zur Harmonisierung der europäischen Einlagensicherung angepasst, die fordert, bis 2024 jeweils Rücklagen von 0,80 % der gedeckten Einlagen in einem Einlagensicherungsfonds anzusparen.

Unabhängige Instanzen wie etwa die Stiftung Warentest monieren immer wieder die Sicherheit und den Zustand dieser ausländischen Sicherungstöpfe und empfehlen den Sparern, ihr Geld primär in Deutschland oder Ländern mit ähnlich hoher Bonität anzulegen.

Dabei übersehen sie schnell folgende Tatsache: Bulgarien zum Beispiel – dessen Festgeld der dort ansässigen FiBank Weltsparen.de deutschen Anlegern zugänglich gemacht hat – hatte 2014 rund 940 Mio. EUR im Sicherungstopf. Damit wurden Einlagen von knapp 20 Mrd. EUR abgesichert. Im Sicherungstopf der gesetzlichen Einlagensicherung in Deutschland befinden sich (genaue Zahlen werden leider nicht veröffentlicht) nach Schätzungen zwischen einer und 2,5 Mrd. EUR. Diese sichern mehr als 2.000 Mrd. EUR Spareinlagen ab. Man kann an einer Hand abzählen, welches System im Ernstfall mehr Rücklagen pro auf einem Sparkonto befindlichen Euro hat.

Im Sommer 2014 kam es bei der Banco Espírito Santo aus Portugal zu einer Schieflage, die Details hatten wir auf http://www.tagesgeldvergleich.net/ratgeber/entschaedigungsfall-einlagensicherung.html#entschaedigungsfall skizziert. Bevor jedoch die Einlagensicherung überhaupt einspringen musste, wurde die Bank als systemrelevantes Geldinstitut des Landes von der portugiesischen Zentralbank gestützt, so dass Sparer gar nicht betroffen waren.  Wäre es tatsächlich zum Entschädigungsfall gekommen, wären auch hier nach harmonisierten EU-Vorschriften Spareinlagen bis zur Grenze der gesetzlich garantierten Einlagensicherung (100.000 EUR pro Kopf) entschädigt worden – übrigens inkl. aufgelaufener Zinsen.

Daher haben wir auch keinerlei Bedenken, unseren Besuchern auch Festgelder von Banken außerhalb Deutschlands zu empfehlen. Zur Sicherheit empfehlen wir aber, höhere Beträge grundsätzlich auf mehrere Banken – optional auch mehrere Länder – zu verteilen und bei keiner Bank mehr als 100.000 EUR pro Kunde anzulegen (gilt auch für Banken in Deutschland).

Nächstes Jahr feiern Sie 10-jähriges Bestehen! Sie haben also einen guten Überblick. Die letzten Jahre sind gekennzeichnet von einem Sinkflug der Zinsen. Wieso ist das so? Wagen Sie eine Prognose, wann die Zinsen für Sparer wieder steigen werden?
Momentan sehen wir ein Abflachen des Zinsrückgangs – geschuldet zum einen dem zum Glück immer noch vorhandenen Wettbewerb der Banken um neue Kunden sowie dem ohnehin schon niedrigen Zinsniveau. Einen signifikanten Anstieg der Sparzinsen erwarten wir frühestens für Ende 2016, wenn das Anleihekaufprogramm der EZB ausläuft. Von der – unserer Meinung nach – Ende 2015 anstehenden Zinswende in den USA erwarten wir uns leichte Impulse für die Zinsen. Bei zu niedrigen Zinsen würde einfach zu viel Kapital in höher verzinste Dollaranlagen fließen. Die Zinsstrukturkurve von US-Staatsanleihen ist derzeit schon deutlich höher als die deutscher Bundesanleihen (http://www.tagesgeldvergleich.net/statistiken/zinsstrukturkurven.html) und preist bereits höhere Leitzinsen am US-Markt ein. Für Deutschland ist davon noch nichts zu sehen. Wir gehen daher für 2015 und 2016 von einem weiterhin niedrigen Zinsniveau aus.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Gespräch genommen haben.

Das Interview führte Nadja Hirsch, Head of Communications