01.06.2018 | ca. 5 min. Lesezeit | Artikel drucken

Die wichtigsten Grundlagen der Finanzplanung

Glaubt man aktuellen Studien, so ist es um die Finanzbildung in Deutschland nicht gut bestellt. Dabei muss man nicht sofort zum Anlage- oder Steuerberater rennen, wenn man nur wenige Grundsätze der Finanzplanung berücksichtigt. 

Was ist ein Finanzplan?

Der Begriff Finanzplan ist auf den ersten Blick selbsterklärend. Er beschreibt die Erstellung eines Plans, in dem alle finanziellen Aspekte eines Privathaushaltes, Unternehmens oder Staates vereint werden, um vorher festgesetzte Ziele zu erreichen. Doch im Gegensatz zu Staaten und Unternehmen verfügen Privathaushalte meist nicht über ausreichend Kenntnisse zur Erstellung eines fundierten Finanzplans. Einer Studie der ING Diba zufolge hat die Mehrheit der Deutschen (51 %) noch nie Finanzbildung erhalten. Doch man muss nicht BWL studiert haben, um einen vernünftigen Finanzplan aufstellen zu können. Dazu reicht schon die Beantwortung weniger grundlegender Fragen: Wo stehe ich, was sind meine Ziele und wie finde ich den Weg dorthin?

Wo stehe ich?

Der erste Schritt in der Finanzplanung ist die Selbstverortung. Dazu gehört nicht nur die Bestimmung der Wünsche und Ziele, sondern auch die Absicherung existenzbedrohender Risiken, z.B. durch den Abschluss von Versicherungen und die Tilgung bestehender Schulden. Denn Zinsen auf alte Kredite oder den Dispo zehren an der Sparrate. Darum sollten Kredite zuerst vollständig getilgt werden, bevor auf größere Ziele geschaut werden kann. Die Analyse des Ist-Zustandes beinhaltet nicht nur die Überprüfung der laufenden Einnahmen und Ausgaben. Auch die finanziellen Gewohnheiten und der Lebensstandards gehören auf den Prüfstand. Nach der Analyse des Ist-Zustandes werden die Ziele definiert.

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Welche Ziele möchte ich verfolgen?

Das eigene Haus, ein neues Auto oder eine sichere Altersvorsorge. Welche Träume, Wünsche oder Ziele stehen im Mittelpunkt und wann sollen diese erreicht werden? Aus diesen sehr individuellen Fragen ergeben sich kurz- mittel- und langfristige Ziele und auch die Wege, die dort hinführen sollen.

Unabhängig von den Zielen, die im Finanzplan festgehalten werden, benötigt jeder Haushalt ausreichende Liquidität, die im Notfall kurzfristig zur Verfügung stehen muss. Diese Reserve sollte ungefähr drei Netto-Monats-Gehälter umfassen. Mittelfristig sollten alle geplanten Anschaffungen in den kommenden vier Jahren im Finanzplan berücksichtigt werden, z.B. der Kauf eines neuen Autos oder der Jahres-Urlaub mit der Familie. Langfristige Ziele eines Finanzplans umfassen meist fünf bis zehn Jahre oder einen noch längeren Zeitraum bis zum Ruhestand. Dazu zählen beispielsweise der Bau eines Eigenheims oder die Absicherung des Lebensstandards im Alter.

Wie gelange ich zum Ziel?

Nach der Zielbestimmung und der Einteilung der Zeithorizonte beschäftigen sich Finanzplaner mit der Frage, wie diese Ziele mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erreicht werden können. Zum Eigenkapital von Privathaushalten zählen das Arbeitseinkommen oder Einkommen aus Kapitalanlagen, Transfereinkommen oder Erbschaften. Darüber hinaus gehören Ersparnisse und Erlöse aus dem Verkauf von Vermögensgegenständen dazu, die zur Erfüllung von mittelfristigen Zielen beitragen können. Den Einnahmen stehen die regelmäßigen und unregelmäßigen Ausgaben gegenüber, wie z.B. die Miete, Nebenkosten, Versicherungen, Lebensmittel und Konsumgüter. Eine Reduzierung einiger Ausgaben kann schon dabei helfen, der Erreichung der Ziele ein ganzes Stück näher zu kommen.

Genügen die Mittel der Eigenfinanzierung aber dennoch nicht aus, besteht die Möglichkeit, Fremdkapital aufzunehmen, z.B. in Form von Krediten. Innerhalb des Finanzplans sollte dann ein Finanzierungsplan über die benötigte Summe, in Zusammenarbeit mit einer Bank, aufgestellt werden.

3 Tipps zur Erstellung eines Finanzplans

Um bei diesen vielen Fragen und Variablen nicht den Überblick zu verlieren bietet es sich an, eine Privatbilanz aufzustellen. Darin wird das Vermögen und die Verbindlichkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt festgehalten und gegenübergestellt. In der Privatbilanz können Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Investmentfonds, Immobilien und Liquidität festgehalten werden. Zu den Verbindlichkeiten gehören Kredite oder Ratenzahlungen. Aus dem Saldo ergibt sich das Eigenkapital eines Haushalts.

In Ergänzung dazu ist es sinnvoll, für die Liquidität eine eigene Rechnung aufzustellen. Dort werden anhand von Kontoauszügen, Gehaltsabrechnungen oder Haushaltsbüchern alle Einnahmen und Ausgaben aufgelistet, aber nicht zu einem festen Zeitpunkt, sondern über einen längeren Zeitraum, z.B. einen Monat oder ein Jahr. Aus der Differenz von Einnahmen und Ausgaben ergibt sich ein Liquiditätsüberschuss oder -Mangel.  Die Liquiditätsrechnung liefert wichtige Erkenntnisse über das Konsumverhalten, die Sparrate und das frei verfügbare Kapital. Eine regelmäßige Überprüfung der Liquiditätsrechnung gibt außerdem Aufschluss darüber, ob man seinen Finanzplan diszipliniert einhält oder ob die gesetzten Ziele zu ehrgeizig waren.

Zur Überprüfung der Disziplin hilft die Budgetplanung. Für regelmäßig wiederkehrende Ausgaben wie Lebensmittel, Konsumgüter oder Reisen kann ein monatlicher Maximal-Betrag festgelegt werden (Budget), der möglichst nicht überschritten werden sollte. Die Höhe des Budgets richtet sich nach dem durchschnittlichen Monatsbetrag aus der Liquiditätsrechnung. Je ehrgeiziger der Sparwille, desto enger wird das Budget gesetzt. Wer seine Budgets diszipliniert einhält, erzielt am Monatsende einen Liquiditätsüberschuss, der in Kapitalanlagen langfristig fest angelegt werden kann. Somit können die Ziele aus dem Finanzplan immer schneller immer näher rücken.

Übung macht den Meister

Unabhängig von der eigenen Finanzbildung kann sich jeder einen funktionierenden Finanzplan aufstellen, wenn wenige Grundregeln beachtet werden. Die Aufstellung einer Privatbilanz und einer Liquiditätsrechnung kann dabei helfen, Budgets zu definieren, die eigene Disziplin zu erhöhen und den Zielen näher zu kommen.

 

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