11.02.2016 | ca. 4 min. Lesezeit | Artikel drucken

André Bajorat im WeltSparen Interview

André Bajorat ist Geschäftsführer von figo.io, dem ersten „Banking Service Provider“ in Europa. Darüber hinaus ist er Herausgeber des FinTech-Blogs www.paymentandbanking.com und Initiator des Branchenpreises „fintech-of-the-year.com“. Bajorat war zuvor CEO bei NumberFour, Geschäftsführer bei giropay, dem Online-Payment System der deutschen Banken sowie Mitglied der Geschäftsleitung von Star Finanz, dem Unternehmen das hinter Produkten wie StarMoney steht.

Wir freuen uns, dass wir heute André Bajorat für unser WeltSparen-Interview gewinnen konnten. Herr Bajorat, Sie sind CEO bei figo. Das Konzept von figo wurde seit der Gründung stark angepasst: von einem B2C zu einem B2B-Model. Nicht viele deutsche Gründer trauen einen Relaunch nach dem Start. Was hat Sie dazu bewogen und was genau macht figo jetzt?

Die Beweggründe waren recht einfach: Das ursprüngliche Modell hatte nicht den gewünschten Erfolg, wir hatten aber dafür eine technologische Plattform gebaut, die man auch in einem B2B Model nutzen konnte. Aufgeben kam daher für einen Teil des Teams nicht in Frage und so haben wir figo von der wohl schönsten Banking Apps Europas zum ersten Banking Service Provider in Europa „drehen“ können.
figo ist wie gesagt ein Banking Service Provider und agiert für viele der WeltSparen Kunden in einer unsichtbaren Ebene. Wir stellen für unsere Business-Kunden die technische Verbindung in die klassische Bankenwelt dar und sind so für viele neue Modelle die sich FinTech nennen ein ebenso wichtiger Partner wie für immer mehr Banken selber.
Neben Ihrer Tätigkeit bei Figo schreiben Sie sehr passioniert Ihren Blog www.paymentandbanking.com. Darüber hinaus organisieren Sie auch jedes Jahr die Wahl des FinTechs des Jahres und sind auch selbst Juror in etlichen FinTech Jurys. Was fasziniert Sie an der FinTech Szene so?

Mich beschäftigt dieses Thema bereits seit Mitte der 90er Jahre – also seit den guten alten Btx Zeiten. Dass Zahlungsverkehr und Bezahlen plötzlich sexy geworden sind und damit eine neue Wahrnehmung bekommen hat, gibt Menschen die das Thema verstehen plötzlich eine unerwartete Aufmerksamkeit. Mich fasziniert an dem Thema die große Alltagsrelevanz für uns Menschen und zugleich die Rückständigkeit der meisten deutschen Banken. In dieser Kombination aus Alltagsrelevanz für uns Menschen und dem großen Need nach kundenadäquaten Lösungen liegt für mich der große Reiz der FinTech Szene.

Sie sind ein gefragter Speaker bei namhaften Konferenzen, ein angesehener Industrie-Experte und der erste Ansprechpartner für die Politik in Sachen FinTech. Wie oft sind Sie denn in der Woche unterwegs?

Darüber möchte ich lieber gar nicht nachdenken. Mein Ziel ist aber, an 4 von 7 Tagen der Woche mit meiner Frau und den Kindern am Tisch zu sitzen und zu frühstücken und zu Abend zu essen.

Was denkt die Politik über FinTechs? Medial nimmt man ein Umdenken wahr. Können Sie unseren Lesen berichten, ob dieses Umdenken nachhaltig ist und schon konkrete Früchte trägt? Wann erwarten Sie die ersten spürbaren Aktionen zur Förderung der FinTechs seitens der Politik und der Aufsicht?

Spannende Frage – in der Tat spüre ich ein Aufwachen und eine neue Aufmerksamkeit. Ob dies bereits ein echtes Umdenken darstellt, kann ich noch nicht sagen. Spürbar ist aber, dass sowohl die FinTech Szene selber, als auch andere Interessenverbände wie der Bitkom das Thema vorantreiben und nun auch bei den etablierten Institutionen der Branche nicht mehr vor verschlossenen Türen stehen. Initiativen wie die von Jens Spahn zur Förderung des Themas sind sicher hilfreich, um wirklich Früchte wachsen zu lassen. Ich erwarte daher im Jahr 2016 weitere Aktionen aus der Politik, hoffe aber auch, dass die FinTech Szene sich nicht von den bestehenden Interessenvertretern der Banken instrumentalisieren lässt, sondern bewusst eine Eigenständigkeit beibehält.
In gewisser Weise sind sich figo und WeltSparen ähnlich: Figo bietet Finanzanbietern die Technologie für Schnittstellen zwischen unterschiedlicher Programmen (APIs) für einen Multi-Konten Zugang. WeltSparen bietet den Endkunden Zugang zu Sparkonten von vielen unterschiedlichen Banken. Was würden Sie uns beim Aufbrechen der Bank-Silos an Erfahrungen mitgeben?

Habt immer den Kunden im Blick und lasst euch so wenig wie möglich von den Interessen eurer Partnerbanken treiben.

Vielen Dank für das spannende Interview!

 

Das Interview führte Nadja Hirsch