01.10.2015 | ca. 4 min. Lesezeit | Artikel drucken

Wieso zahlen Banken unterschiedliche Zinsen? Vergleichsportal-Experte Daniel Franke im WeltSparen-Interview

Heute freuen wir uns, dass wir Daniel Franke als Interviewpartner gewinnen konnten.

Daniel Franke

Daniel Franke, 40 Jahre alt, ist gelernter Marketingkaufmann und hat sich vor zehn Jahren unter Franke-Media.net selbstständig gemacht. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist der Betrieb redaktioneller Vergleichsportale. Das bekannteste davon, Tagesgeldvergleich.net, gehört heute zu den reichweitenstärksten Portalen für Tages- und Festgelder am deutschen Markt. Mit seiner hauseigenen Redaktion legt Herr Franke derzeit besonderen Wert auf qualitativ hochwertige Tests, für die eigene Testschemen konzipiert und umgesetzt werden.

Herr Franke, Sie werben mit dem Spruch „Keine Lust mehr auf mickrige Zinsen bei Ihrer Hausbank – auf www.tagesgeldvergleich.net finden Sie mehr als 100 Tages- und Festgeldangebote im tagesaktuellen Vergleich.“ Gibt es denn tatsächlich Unterschiede zwischen den Banken? Wieso?
Es gibt in der Tat Unterschiede zwischen den Banken.

Ein Teil der von uns beobachteten Banken hat sich zum Beispiel auf Kredit- und Leasinggeschäfte an bestimmte Zielgruppen spezialisiert. Für diese Banken sind Einlagen ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells, daher bieten sie meist einheitliche Zinsen für Neu- und Bestandskunden.

Ein anderer Teil der Banken nutzt Neukundenangebote mit hohen Zinsen, um frische Einlagen einzuwerben und die Neukundenbasis zu verbreitern. Hier sehen wir seit Jahren fast ausschließlich Direktbanken auf den vorderen Plätzen. Großbanken wie die Deutsche Bank, die Commerzbank und andere scheinen keinen Bedarf an Neukunden zu haben, die über attraktive Sparzinsen angeworben werden.

Eine interessante Spezies sind übrigens die Autobanken (VW, Audi, Mercedes-Benz und Co.). Hier konnten wir in der Finanzkrise 2008 und 2009 beobachten, wie diese ausgesprochen aggressiv um Spareinlagen geworben haben – teilweise mit Zinsen von vier Prozent und mehr pro Jahr aufs Tagesgeld. Der Grund dafür lag auf der Hand: der Interbankenmarkt war komplett ausgetrocknet, also mussten sich die Autobanken das fürs Kreditgeschäft benötigte Geld bei den Sparern beschaffen.

Viele Anleger denken, dass gerade die großen, etablierten Banken besondere Vorteile bieten müssten. Wieso zahlen aber gerade die kleinen Banken bessere Zinsen? Ist das Geld bei großen Banken wenigstens sicherer als bei kleinen Banken?
Kleinere Banken zahlen unserer Erfahrung nach deutlich bessere Zinsen. Wir haben zu diesem Thema 2014 eine Studie durchgeführt, in der wir die 100 größten Banken Deutschlands auf ihre Sparzinsen untersucht haben: http://www.tagesgeldvergleich.net/veroeffentlichungen/sparzinsen-der-100-groessten-banken-deutschlands.html. Damals hatten 40 der 100 größten Banken Tagesgeld oder ein ähnliches Sparprodukt und der Durchschnittszins betrug dabei 0,34 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: der Durchschnittszins der 93 auf unserem Portal verglichenen Banken lag damals 0,52 Prozent pro Jahr.

Die Gründe, warum kleinere Banken oft bessere Zinsen zahlen, sind vielschichtig. Unserer Erfahrung nach nutzen sie attraktive Zinsprodukte wesentlich stärker, um Neukunden zu generieren. Oder aber sie haben – wie bereits eingangs geschrieben – ein Geschäftsmodell, welches nur auf das Einwerben von Einlagen bei Sparern und die Verleihung derselben als Kredit an Kreditnehmer beruht. Zu diesen Banken zählen zum Beispiel die AutoBank, die niederländische LeasePlanBank und auch die estnische BIGBANK.

Das Thema Sicherheit ist sehr interessant: aus Sicht der Sparer ist es natürlich besser, wenn eine Bank eine möglichst hohe Bonität bzw. ein solides Rating hat, damit es gar nicht erst zu einer Pleite und damit einem Entschädigungsfall kommt. Tritt ein solcher ein, sind aber alle Banken im Grunde gleich sicher. Als erstes springt die gesetzliche Einlagensicherung des jeweiligen Landes ein. Sie sichert Einlagen bis 100.000 EUR pro Sparer und Bank europaweit ab.

Für Geld auf den Konten deutscher Banken gilt darüber hinaus: ist die Bank Mitglied eines freiwilligen Sicherungssystems, so sichert dieses auch Einlagen oberhalb von 100.000 EUR pro Sparer ab. Aber Achtung: wie wir auch auf http://www.tagesgeldvergleich.net/tagesgeld/einlagensicherung.html#Gesetzliche_und_erweiterte_Einlagensicherung ausführen: es gibt keinen Rechtsanspruch auch Leistungen aus freiwilligen Sicherungsfonds (siehe dazu das unter vorgenanntem Link zitierte Urteil des Landgerichts Berlin unter Az. 10 O 360/09).

Vielen Dank! Nächste Woche sprechen wir über Angebote im europäischen Ausland und die Zukunft der Zinsen.

Das Interview führte Nadja Hirsch, Head of Communications