WeltSparen Zinsradar: EZB lässt Zinsen wegen niedriger Inflation und globalen Spannungen unverändert
Die EZB lässt die Zinsen unverändert. Der steinige Weg für Sparer setzt sich fort.

 

In seiner Rede vom 17. Mai sagte EZB-Direktor Benoit Coeuré, dass globale Faktoren das Wachstum der Euro-Zone weiterhin hemmen und dass der EZB-Rat bereit dazu sei, die Geldpolitik anzupassen, um die Inflation nachhaltig auf den Zielwert von 2 % zu bringen. Die EZB bestätigte dieses Ziel Anfang Juni. EZB-Chef Mario Draghi sagte, die Zentralbank sei sich der globalen Faktoren bewusst, die einen wachsenden Druck auf die europäische Wirtschaft ausüben könnten. Diese beinhalten Unsicherheiten beim globalen Handel, einen wachsenden Protektionismus und den Brexit. Die Tür für eine Lockerung der Geldpolitik bleibe angesichts eines langsameren Wachstums offen. Die Inflation der Eurozone stieg von 1,4 % im März auf 1,7 % im April, der erwartete Durchschnitt für 2019 liegt bei nur 1,3 %.

Wirtschaftsdaten der Euro-Zone zeigen ein gemischtes Bild

Der monatliche Einkaufsmanager-Index (PMI) Frankreichs verbesserte sich auf 51,3 Punkte (vormals 50,1) und auf 53,4 Punkte (von 53,3) für Deutschland, ein willkommener Anstieg der Aktivität im privaten Sektor. Ein Punktestand über 50 signalisiert zunehmende Aktivität. In der Euro-Zone hingegen fiel der PMI auf 47,7 Punkte, was einer Abnahme der Aktivität entspricht. Ein weiterer Frühindikator der Wirtschaft, der IFO-Geschäftsklima-Index, fiel für Deutschland auf einen Wert von 97,9 und damit auf den niedrigsten Stand seit 4 Jahren.

Streit zwischen EU und Italien über Neuverschuldung

Der stellvertretende italienische Ministerpräsident Matteo Salvini äußerte sich bereit dazu, den Schuldenstand Italiens auf bis zu 140 % des BIP anschwellen zu lassen, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Die Europäische Kommission verlangt von Italien eine deutliche Begrenzung der Neuverschuldung in diesem Jahr, verzichtet aber vorerst darauf, Disziplinarmaßnahmen gegen das Land zu verhängen.

 

Entwicklung der Einlagenzinsen für Privatkunden

Im vergangenen Monat ist eine leichte Abnahme der Privatkunden-Zinsen in der Eurozone zu beobachten. Den größten Abschwung im Vergleich zum Vormonat gibt es in Italien (-18 Basispunkte), Frankreich (-17 BP) und in Malta (-10 BP). Der Trend abnehmender Zinsen in den vergangenen 12 Monaten setzt sich also fort. Der durchschnittliche Einlagenzins in der Euro-Zone fiel um 7 Basispunkte im Vergleich zum Vorjahr. In Zypern gab es mit -70 Basispunkten den größten Abschwung, auf Platz zwei folgte die Niederlande mit -39 Basispunkten.

Es gibt auch gute Nachrichten für Sparer: Das gute Zinsniveau in der Slowakei stieg im Monatsvergleich erneut um 4 Basispunkte und im Vergleich zum Vorjahr um 59 Basispunkte.

Bei den Währungen außerhalb der Euro-Zone fällt auf, dass die Zinsen in Polen um 16 Basispunkte auf 1,58 % gefallen sind. Im Jahresvergleich bleibt das Bild jedoch positiv, mit einem Anstieg des Durchschnittszinses von 63 Basispunkten in Rumänien und um 77 Basispunkten in der Tschechischen Republik.

 

Aktuelle Einlagenzinsen für Privatkunden

Durchschnittliche Zinsen für neue Einlagen von privaten Haushalten: Laufzeiten bis zu 1 Jahr, Daten der EZB. Hinweis: Die Zeitreihenanalyse der Zentralbank der Niederlande für Einlagen mit Laufzeiten bis zu 1 Jahr beinhaltet ein länderspezifisches „Konstruktions-Depot“ mit höheren Durchschnittszinsen als bei Tagesgeld- und Festgeld-Einlagen.

 

Historische Einlagenzinsen für Privatkunden in der Euro-Zone

Durchschnittliche Zinsen für neue Einlagen privater Haushalte, Laufzeiten bis zu 1 Jahr, EZB-Daten in Prozent. Hinweis: Die Zeitreihenanalyse der Zentralbank der Niederlande für Einlagen mit Laufzeiten bis zu 1 Jahr beinhaltet ein länderspezifisches „Konstruktions-Depot“ mit höheren Durchschnittszinsen als bei Tagesgeld- und Festgeld-Einlagen.

 

Vergleich 1-jähriger und 3-jähriger Einlagenzinsen

Auswirkungen des drohenden Brexits lassen sich an den aktuellen Zinsentwicklungen nicht ablesen. Die 1-jährigen Einlagenzinsen sind nur leicht gesunken, die Zinsen für 3-jährige Einlagen sind gleichgeblieben. Deutschland und Frankreich sind interessanter Weise die einzigen beiden Mitgliedstaaten der Euro-Zone, in denen die Zinsen leicht angestiegen sind.

In diesem Monat verhalten sich die Zinsen innerhalb und außerhalb der Euro-Zone sehr stabil. Der Zinsunterschied zwischen dem Durchschnittszins und den Top-Zinsen in den Ländern änderte sich kaum.

 

Vergleich 1-jähriger und 3-jähriger Einlagenzinsen pro EU-Land

Durchschnitt der 3 Top Einlagen-Angebote für Privatkunden auf Basis von lokalen Vergleichs-Seiten bis zum 20/03/2019. Kriterien: 10.000 EUR Mindesteinlage; 1 Produkt pro Bank; Angebote für Neu- und Bestandskunden.

 

Vergleich der größten Banken mit den Top-Angeboten pro EU-Land

Ausgewählt wurden die größten Banken gemäß Bankenbilanz, die Festgeld anbieten. Durchschnitt von 1-jährigen Festgeld-Angeboten für Privatkunden der 3 größten Banken des jeweiligen Landes bis zum 20/03/2019. Kriterien: 10.000 EUR Mindesteinlage; Angebote für Neu- und Bestandskunden.

 

Entwicklung der Einlagenzinsen für Geschäftskunden

Die durchschnittlichen Einlagenzinsen für Geschäftskunden haben sich in der Euro-Zone von 5 auf 11 Basispunkte mehr als verdoppelt. Negative Zinsen gibt es damit nur noch in zwei Ländern Europas: Belgien (-0.08%) und Luxemburg (auch -0.08%). Die höchsten Geschäftskunden-Zinsen gibt es in südeuropäischen Ländern wie Griechenland (0.83%) und Italien (0.63%). In beiden Ländern verhalten sich die Zinsen im Vergleich zum Vormonat stabil. In Zypern hingegen sind die Zinsen um 8 Basispunkte gestiegen auf 0.44%. In Spanien gab es einen Anstieg um 6 Basispunkte auf 0.33%.

Der größte Zinsverfall fand in Malta und der Slowakei statt. In Malta haben sich die Zinsen im Vergleich zum Vormonat mit -12 auf einen Stand von 15 Basispunkten fast halbiert. Noch dramatischer ging es mit -10 Basispunkten in der Slowakei zu: Die Zinsen betragen hier nur noch 9 Basispunkte.

Den größten Zinsanstieg von 1 auf 11 Basispunkte gab es in Frankreich. In den Niederlanden stiegen die Zinsen von 3 auf 15 Basispunkte und in Finnland von 4 auf 17 Basispunkte im Vergleich zum Vormonat.

 

Aktuelle Einlagenzinsen für Geschäftskunden

Aktuelle Einlagenzinssätze für Geschäftskunden in der Eurozone. Durchschnittlicher Zins für neue Einlagen von Geschäftskunden mit einer Laufzeit von bis zu 1 Jahr, Euro Area Statistics.

 

Historische Einlagenzinsen für Geschäftskunden in der Euro-Zone

Historische Entwicklung der Einlagenzinssätze für Geschäftskunden in der Eurozone seit 2010. Durchschnittlicher Zins für neue Einlagen von Geschäftskunden mit einer Laufzeit von bis zu 1 Jahr, Euro Area Statistics.

 

Quellen: EZB, WeltSparen, Reuters, FT, FT, Bloomberg, Trading Economics

 

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