15.03.2016 | ca. 3 min. Lesezeit | Artikel drucken

Die EU-Kommission im WeltSparen-Interview

Heute führen wir ein Interview mit Hana Frankova. Sie ist Mitarbeiterin der Europäischen Kommission und zuständig für das Grünbuch „Finanzdienstleistungen für Privatkunden“. Sie kam 2009 zur Kommission, nachdem sie zuvor sechs Jahre im privaten Sektor als Juristin tätig war.

Viele junge Leute sind in einem Europa ohne Grenzen aufgewachsen, studieren im Ausland und sind es gewöhnt das Internet für die alltäglichen Dinge zu nutzen. Aber bisher wird diese Generation mit echten Grenzen bei Finanzdienstleistungen (wie einer Kontoeröffnung) konfrontiert. Können Sie erklären warum es immer noch so viele Hürden gibt?

Sie haben absolut Recht. Die Kommission bekommt viele Beschwerden von Bürgern, die kein Giro- oder Sparkonto in einem anderen EU Land eröffnen können. Deshalb hat die Kommission eine breit angelegte Konsultation in Form eines Grünbuches gestartet. Damit können wir die Probleme der Bürger und Unternehmen im Finanzbereich kennenlernen und die Gründe dahinter verstehen. Zum Beispiel könnte es sein, dass Banken keine ausländischen Kunden akzeptieren, weil sie diese nicht nach der Geldwäsche-Richtlinie identifizieren können. Zugleich darf neue Technologie nie eine Barriere sein und muss aus regulatorischer Sicht berücksichtigt werden. Wir werden uns die Situation daher genau anschauen.

 

Langsam ändert sich unser ganzes Leben. In wie weit wird die digitale Revolution auch das traditionelle Bankgeschäft verändern? Welche Rollen werden europäische FinTechs spielen?

Der Markt ist durch die digitale Technologie von den Füssen auf den Kopf gestellt worden. Tatsächlich ist das Internet das entscheidende Medium, um der Integration des Binnenmarktes einen Schub zu geben. Der persönliche Verkauf spielt nicht mehr so eine große Rolle wie in der Vergangenheit und es wird einfacher Kunden zu erreichen und die besten grenzüberschreitenden Angebote zu finden. Die Kommission sucht intensiv nach Wegen, diese Herausforderungen zu meistern sowie innovative Unternehmen, so genannte FinTechs, zu unterstützen.

 

Es gibt ein Grünbuch „Finanzdienstleistungen für Privatkunden“. Konsumenten, Unternehmen und Organisationen können ihre Beiträge an die Kommission schicken. Was passiert dann? Wie sieht der Prozess aus?

Die Konsultation ist der erste Schritt der Kommission den Privatkundenmarkt für Konsumenten und Anbieter zu optimieren. Nachdem die Antworten ausgewertet worden sind, wird die Kommission wahrscheinlich später im Jahr, einen Aktionsplan zur Erreichung eines besser integrierten Marktes für Finanzdienstleistungen vorlegen. Man kann unserer Twitter Kampagne #MyMoneyEU folgen und auf dem Laufenden bleiben, nachdem die Konsultation abgeschlossen ist. Auf jeden Fall möchte ich die Leser dazu einladen, noch an der Konsultation bis Freitag, den 18. März teilzunehmen: http://ec.europa.eu/finance/consultations/2015/retail-financial-services/index_de.htm.     

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Nadja Hirsch