13.11.2015 | ca. 3 min. Lesezeit | Artikel drucken

Ulf Potschka im Interview (2. Teil)

Herr Potschka, heute setzen wir unser Interview fort. Das letzte Mal ging es um die Sicherheit von Festgeldern im europäischen Ausland. Heute wollen wir mal einen Blick auf das Angebot der Hausbanken werfen.
Bei Festgeldmarktplätzen wie WeltSparen kann der Kunde Angebote mehrerer Banken abschließen. Wieso machen das nicht auch die Hausbanken vor Ort?
Hausbanken bieten eher eigene Produkte und nur selten Angebote konkurrierender Wettbewerber. Zudem ist viel Bewegung im Markt und die Festgeldzinsen steigen vereinzelt wieder. Vermutlich lohnt sich der Abschluss von Festgeldkonten für die stationären Banken aufgrund des hohen Aufwands, immer die attraktivsten Angebote zu recherchieren, auch einfach nicht. Die meisten Festgeldkonten am Markt sind zudem kostenlos, da lässt sich mit gebührenpflichtigen Angeboten einer Filialbank in der Nachbarschaft schlecht mit den zahlreich angebotenen Online-Festgeldkonten konkurrieren. Zinsplattformen haben außerdem den deutlichen Vorteil alles aus einer Hand bieten zu können: Festgelder im europäischen Ausland mit einem Service in deutscher Sprache und nur einem Konto mit Zugriff auf verschiedene Festgeldanlagen. Das ist aus meiner Sicht für die kleine Hausbank am Eck kaum zu gleichen oder ähnlichen Konditionen anzubieten.

 

Sie verfolgen und vergleichen Tages- und Festgelder schon über eine lange Zeit und haben einen guten Überblick. Die letzten Jahre sind gekennzeichnet von einem Sinkflug der Zinsen. Wieso ist das so? Was ist derzeit für den Sparer sinnvoller: Längere oder kürzere Laufzeiten oder flexible Angebote wie sie aktuell die Podravska banka aus Kroatien bei WeltSparen anbietet?
In den letzten Jahren erleben wir eine Niedrigzinsphase sondergleichen. Mehrfach hat die Europäische Zentralbank den Leitzins in der vergangenen Dekade abgesenkt, bis auf das heutige historische Tief. Der niedrige EZB-Leitzins bedingt, dass der Zins, zu dem sich Banken Geld leihen können, genauso niedrig angesetzt ist, mit der Folge, dass die Finanzinstitute in ihren Kalkulationen auf Einlagen der Verbraucher weniger angewiesen sind. Eine weitere Folge des niedrigen Zinsumfelds ist die dann meist zeitnah erfolgende Anpassung der Zinsen für Tages- und Festgeld. Kürzere Anlagezeiträume haben meist den Vorteil das Vermögen nur kurzfristig zu binden und sind daher für Sparertypen sinnvoll, die nach der kurzen Frist wieder ein neues und womöglich besser verzinstes Festgeldangebot nutzen möchten. Aber auch bei längeren Laufzeiten gibt es mittlerweile eine steigende Anzahl von Festgeldangeboten, die flexibel gestaltet sind wie das der Podravska banka. Solche Festgeldkonten bieten häufig sogar die Möglichkeit zur vorzeitigen Kündigung des Festgelds. Trotzdem erhält man bei einigen Anbietern sogar eine Zinsgutschrift für die bisher absolvierte Festgeldlaufzeit. Was für den einzelnen Sparer am sinnvollsten ist, muss trotzdem jeder nach seinen eigenen Vorlieben und Wünschen für sich selbst entscheiden.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Gespräch genommen haben.

 

Das Interview führte Nadja Hirsch, Head of Communications