23.07.2021 | ca. 3 min. Lesezeit | Artikel drucken

Interview: Corona beschleunigt die Digitalisierung der Banken

Die Corona-Pandemie könne zu einer „Konsolidierung des Bankensektors“ führen, so Mirko Siepmann, Vorstandssprecher des Bankhaus August Lenz im Interview mit WeltSparen. Doch es gibt auch Chancen: Im Privatkundengeschäft treiben Banken die Digitalisierung voran. Das Münchner Bankhaus Lenz bietet Sparern derzeit Zinsen p.a. für Tagesgeld. Für Geschäftskunden bietet die Bank aktuell 0,03 % p.a. für Fest- und Tagesgelder.

 

Direkt zum Tagesgeld

 

WeltSparen: Herr Siepmann, das Bankhaus August Lenz hat die klassische persönliche Kundenberatung lange in den Vordergrund gestellt. Zum Ende des Jahres 2020 wird das Privatkundengeschäft nun eingestellt. Über WeltSparen wird das Bankhaus August Lenz weiterhin Tages- und Festgeldprodukte für Privatkunden anbieten. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen?

Mirko Siepmann: Das Bankhaus Lenz hat seit Jahren zwei Geschäftsfelder, Privatkundengeschäft mit Schwerpunkt auf hochwertiger, persönlicher Anlage- und Vorsorgeberatung sowie Zahlungsdienste für Unternehmen. In der Außenwahrnehmung ist natürlich das Privatkundengeschäft im Fokus gewesen, wirtschaftlich war der Bereich Payment Services seit Jahren deutlich größer – und profitabel. Im Privatkundengeschäft ist es nicht gelungen, die kritische Größe zu erreichen, trotz verschiedener strategischer Initiativen in den letzten Jahren. Die wachsenden Verluste im Privatkundenbereich haben dann zu der Entscheidung geführt, sich auf das profitable und stark wachsende Geschäftsfeld Payment Service zu konzentrieren.

Auf welche Geschäftsbereiche werden Sie sich in Zukunft konzentrieren?

Das Bankhaus Lenz ist einer der wenigen Anbieter im Bereich Payment Service, der sowohl im bargeldbezogenen als auch elektronischen Zahlungsverkehr aktiv ist. U.a. betreiben wir mit Partnern mehrere Tausend Geldautomaten, bieten effiziente Bargeldentsorgungslösungen für den Einzelhandel und beschäftigen uns mit der Optimierung des Bargeldumlaufes. Elektronische Zahlungsabwicklung im Online-Bereich ist ein stark wachsendes Geschäftsfeld.

Wie hat sich das Marktumfeld für Banken in den vergangenen Jahren verändert?

Niedrigzinsumfeld, Digitalisierung und Regulierung sind die Themen, die Banken seit Jahren bewegen. In Deutschland verbunden mit einem hochkompetitiven, margenschwachen Umfeld.

Hat sich auch das Verhalten Ihrer Kunden verändert?

Wir sehen im Geschäftskundenbereich eine Hinwendung zu spezialisierten, hocheffizienten und flexiblen Anbietern mit einer skalierbaren Plattform.

Sie bieten Tagesgeld und Festgeld auch für Geschäftskunden an. Wie kam es zu dem Entschluss, mit WeltSparen zusammenzuarbeiten?

Das Wachstum im „klassischen“ Privatkundengeschäft war nicht ausreichend, um die Geschäftsentwicklung im Bereich Payment Service zu unterstützen und so haben wir nach Alternativen gesucht und mit Weltsparen eine sehr gute Lösung gefunden.

Für welche Branchen sind Tagesgeld und Festgeld Ihrer Meinung nach besonders interessant?

Tatsächlich sehe ich in dem Fall keine Einschränkungen, da die Plattform von Weltsparen sehr flexibel ist.

 

Abschließend, wie hat die globale Corona-Pandemie Ihren Arbeitsalltag verändert und welche Auswirkungen hat die Krise auf die Bankenlandschaft?

Formal hat sich mein Arbeitsalltag wenig verändert: Da das Bankhaus Lenz Teil der kritischen Infrastruktur zur Bargeldversorgung ist, bin ich fast jeden Tag vor Ort im Büro. Den Banken verursacht die Krise erhebliche Herausforderungen, vor allem aufgrund extremer Volumenschwankungen bzw. Wachstum in einzelnen Bereichen.

Die deutsche Bankenlandschaft befindet sich seit Jahren in einem sehr herausfordernden Umfeld. Die Corona-Pandemie hat hier Trends katalytisch beschleunigt, z.B. Digitalisierung im Privatkundengeschäft, und wird im Firmenkundengeschäft aufgrund zu erwartender Kreditausfälle Spuren hinterlassen. Insgesamt gehe ich von einer weiteren Konsolidierung der Bankenlandschaft, sowohl in Bezug auf Anzahl der Banken als auch einer Fokussierung der Geschäftsmodelle aus.

Herr Siepmann, wir danken Ihnen für das Gespräch.